Kieler Nachrichten 25.01.07

„Es ist unbefriedigend, wenn man nicht weiß, was kommt“

Eltern suchten Antworten zum Schulgesetz – Schulleitungen warben für „Bordesholmer Weg“

 Von Frank Scheer


Bordesholm – Eltern sind verunsichert, bemängeln Perspektiven nach der gemeinsamen Orientierungsstufe, die ab August in Bordesholm für die Hauptund Realschüler eingeführt wird. Die Schulleitungen warben für den „Bordesholmer Weg“ und baten um einen Vertrauensvorschuss. Das ist das Fazit eines Info-Abends am Dienstag.
Proppevoll war’s in der Aula der Lindenschule mit 200 Eltern. Die waren gekommen – um sich von Bärbel Volkers (Lindenschule, Grund- und Hauptzweig) sowie Ernst-Peter Müller (Hans-Brüggemann-Realschule) über die Neuerungen, aber auch über das Gymnasium in Einfeld durch Doris Weege und die Unterstufenleiterin Anke Fiedler informieren zu lassen.

Auch ohne das umstrittene neue Schulgesetz, das gestern verabschiedet wurde, wäre es in Bordesholm zur gemeinsamen Orientierungsstufe gekommen. Bärbel Volkers räumte ein: „Im März 2006 war unklar, ob es überhaupt eine fünfte Klasse in der Hauptschule ab August geben kann.“ Letztlich sei eine zustande gekommen. Man habe gleichzeitig mit der Realschule Gespräche mit dem Ziel begonnen, einen möglichst attraktiven Standort für die Region zu sichern. Dabei sei die Idee des Orientierungsstufenzentrums geboren worden. Und damit, so die Hauptschulleiterin, hole man eigentlich nur das nach, was die Eltern in den vergangenen Jahren praktiziert haben. Sprich: Viele Kinder mit einer Hauptschulempfehlung wurden für die fünfte Klasse an der Realschule angemeldet.

Ehrgeizige Ziele verknüpfen die Schulen mit dem neuen Bordesholmer Modell, für das bereits mehr Lehrerstunden als üblich vom Schulamt bewilligt wurden. Zum Teil sei differenzierter Unterricht mit zwei Lehrern in einer Stunde möglich und vorgesehen, hieß es. Ab 30. Januar entwickelt eine Kommisson aus Lehrern beider Schulen die Lehrpläne. Es sind drei Klassen, eine mit Förderschülern, geplant. Zusätzlich zu den 28 Wochenstunden wird es pro Woche zusätzlich eine „Klassenrats“- Stunde (soziale Schwerpunkte/Konflikte) und eine Förderstunde (Angebote für Leistungsstarke/Förderung von Schwächeren) geben. Das hohe Niveau der Realschule soll weiter gesteigert werden, be- kräftigte Müller. Und die hohe Rückläuferzahl zur Hauptschule verringert werden. Mit einer Klasse sei man in den vorigen Jahren regelmäßig in der Hauptschule gestartet, zwei oder drei habe man nach fünf Jahren verabschiedet.

Viele Eltern monierten die fehlende Perspektive nach der sechsten Klasse. „Es ist unbefriedigend, wenn man nicht weiß, was kommt“, so eine Mutter. Eine andere verdeutlichte: Diese Unsicherheit werde dazu führen, dass viele Eltern ihre Kinder eher am Gymnasium anmelden werden. Doris Wege: „In Neumünster fürchtet man, dass die Gymnasien aus den Nähten platzen.“ Müller seinerseits appellierte an die Eltern, bei der Schulartwahl kindgerecht zu entscheiden. „Ich werde mir viel Zeit für die Beratungsgespräche nehmen“, versprach er. Er wies auch darauf hin, dass es zwei Möglichkeiten für die Schulform nach der sechsten Klasse gebe: die Regionalschule, die sich ab siebte Klasse in einen Realund Hauptschulzweig trennt oder eine Gemeinschaftsschule. „Nach der zehnten Klasse hat man an beiden Schulen den Realschulabschluss“, verdeutlichte Volkers. Schulverbandsvorsteher Uwe Bräse sagte unserer Zeitung nach der Versammlung, dass über die Schulform bald diskutiert wird.

Die Realschule stellt sich und das
neue Konzept am Mittwoch, 28.
Februar, ab 17 Uhr vor.

Bärbel Volkers und Ernst-Peter Müller wollen durch intensive Elterngespräche für die gemeinsame Orientierungsstufe werben. Foto fs