Kieler Nachrichten 31.10.06
Lauter musikalische Motive auf 75 Quadratmetern Nils Haverbier gewann Wettbewerb – Thomas Heyse bemalte Fassade des AJZ Neumünster – Nachdem Leitung sowie Team und damit auch das pädagogische Konzept des AJZ in Neumünster gewechselt hatten, fehlte nur noch der „Tapetenwechsel“. Seit kurzem ziert nun die Fassade des Jugendzentrums in der Friedrichstraße eine frische Bemalung. Von Anke Baumann Die Ideen-Ausschreibung des AJZ an Neumünsters Schulen gewann Nils Haverbier, inzwischen ehemaliger Schüler der IGS Brachenfeld, mit seinem Vorschlag, musikalische Motive mit Darstellungen der Aktivitäten des AJZ zu mischen. Umgesetzt hat diese Idee dann Thomas Heyse, der sich selbst als „niemand Besonderes“ beschreibt. Der Bordesholmer ist regelmäßiger Besucher des AJZ und war für seine Fähigkeiten in der Graffiti-Sprüherei bekannt. „Deshalb haben die mich angesprochen, ob ich Lust hätte, die Fassade zu bemalen“, erzählt der 23-Jährige, als wundere er sich immer noch darüber, warum die Wahl ausgerechnet ihn getroffen hat. Für die Hauswand-Dekoration wählte er allerdings nicht die schnellere Graffiti-Technik, sondern das aufwändigere Streichen mit Pinsel und Acrylfarben. „Ich hatte vorher schon kleinere Sachen mit Acrylfarben gemacht und wollte einfach mal wissen, wie lange das so auf größeren Flächen dauert“, erklärte der Nachwuchskünstler. Jetzt weiß er es: Zwei Wochen lang hat er von 8 bis etwa 16 Uhr jeden Quadratzentimeter der etwa insgesamt 75 Quadratmeter großen Fläche mit dem Pinsel bearbeitet. Und dabei überraschende Einsichten gewonnen. Dass das Viertel um die Friedrichstraße „tierisch lebendig“ ist, zum Beispiel. Und gar nicht „so schlimm, wie ich immer gedacht habe“. „Ich gebe zu, ich hatte Vorurteile. Aber ich bin positiv überrascht. Die Leute hier sind total nett“, erzählt Thomas Heyse und führte als Beispiel ein Ehepaar an, das ihm nach einem Gespräch fünf Euro für seinen Einsatz in die Hand gedrückt habe. Das hat ihn zwar sehr gefreut, konnte ihn dann aber doch nicht dazu beflügeln, seinen Lebensunterhalt zukünftig als freischaffender Künstler verdienen zu wollen. Nächste Woche geht es stattdessen erst einmal für vier Monate zur Jugendarbeit in ein indisches Waisenhaus.
Thomas Heyse bemalte die Fassade des AJZ nach einer Idee von Nils Haverbier. Foto aba |