Kieler Nachrichten 24.06.06

Wichtiges Signal
 

1999 gingen die Backöfen bei Wendeln aus, mehr als 100 Jobs fielen weg, später weitere 70 Stellen beim Vertrieb. 2000 planten Architekten um die Wette – das Büro Schnittger/ Schrabisch wurde zum Sieger gekürt und erhielt 25 000 vom Gesamtpreisgeld von 130 000 DM. Von Visionen war die Rede. Dann kam die Städtebauförderungszusage, die Bordesholm nur ein Drittel der geschätzten Gesamtkosten von über zehn Millionen garantierte. Soweit die Vorgeschichte – in sechs Jahren ist mit Ausnahme des Fabrikabrisses nichts passiert.

Gut Ding braucht Weile. Aber der Bürger toleriert Schneckentempo und Gerede nur bis zu einem gewissen Punkt. Die Zeit ist reif, damit wieder Leben in die wüste Einöde am Bahnhof einkehrt. Bereits vor zwei Jahren monierte eine Vertreterin des Landes die schleppende Vorangehensweise. Andere Kommunen bauten, so hieß es, in der gleichen Zeit ganze Viertel zu.

Die Entscheidung für ein neues Rathaus im Zentrum, die der Hauptausschuss am Mittwoch beriet, kommt zum richtigen Zeitpunkt. Auch die Aussage, vielleicht schon im Dezember über Kosten und Gestaltung sprechen zu wollen, ist ein wichtiges Signal für andere Investoren. Die Mehrheit in der Gemeindevertretung ist offenbar da, nun müsste die Mehrheit der Bürger mit ins Boot geholt werden. Bei diesem Millionen-Projekt ist das kein leichtes Vorhaben. Die Befürworter sollten das Thema daher offen und transparent diskutieren. Alle Vor- und Nachteile müssten abgewogen werden – nicht nur, weil ein Bürgerentscheid von der FDP angekündigt ist. Denn: Ein neues Dienstleistungszentrum für die fusionierte Verwaltung aus Gemeinde und Amt, Kooperationen mit der Polizei und der auch ins Gespräch gebrachten Post oder Zulassungsstelle lässt vielfältige Modelle zu. Und es wird Zeit, dass ein paar der verlorenen Arbeitsstellen zurückkommen.

Von Frank Scheer