Kieler Nachrichten 15.07.06

Haus Schöneberg an Schullandheim interessiert
 

Der Kreis Rendsburg-Eckernförde will Gebäude lieber verkaufen als verpachten

Von Hans-Jürgen Jensen

Rendsburg – Nun ist es raus: Das Haus Schöneberg, ein Wohnheim für geistig Behinderte, hat Interesse am Schullandheim des Kreises Rendsburg-Eckernförde in Wyk auf Föhr. Das Heim will einen Erbbaupachtvertrag anbieten. Der Kreis aber will verkaufen und mit den Millionen seinen Haushalt sanieren.

Der neue Interessent kommt aus der Nachbarschaft. Nur 800 Meter liegen zwischen dem Schullandheim des Kreises Rendsburg-Eckernförde und dem Haus Schöneberg, das vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin betrieben wird und in dem 96 Menschen mit geistiger Behinderung leben, die tagsüber in den Föhrer Werkstätten arbeiten.

Geschäftsführer Nils Peters bestätigt das Interesse. Neu sei es nicht. Schon Ende vergangenen Jahres habe er Kontakt mit dem Kreis aufgenommen, die Gespräche seien aber erfolglos beendet worden. Landrat Wolfgang von Ancken sagte: „Ich möchte es schwarz auf weiß als Brief. Vielleicht gibt es einen Weg.“

Ein Verkauf des Schullandheims ist zuletzt an der Hinhaltetaktik der Stadt Wyk gescheitert, die das Planungsrecht hat und auf jeden Fall verhindern will, dass auf dem 2,4 Hektar großen Gelände Ferienwohnungen entstehen.

Unterstützung der Stadt haben dagegen die Pläne des Hauses Schöneberg. Das hatte zuletzt Wyks stellvertretender Bürgermeister Paul Raffelhüschen betont, ohne allerdings den Interessenten zu benennen. Es gibt auch personelle Verbindungen zwischen der Stadt und dem Haus Schöneberg. Wyks Bürgermeister Heinz-Georg Roth sitzt im Verwaltungsrat.

Das bedeute aber nichts, sagte Schöneberg-Geschäftsführer Peters: „Man kann der Stadt nicht unterstellen, dass sie Interessen unseres Hauses verfolgt.“ Der ehrenamtlich tätige Verwaltungsrat habe keinerlei Entscheidungskompetenz.

Das Haus Schöneberg möchte ins Schullandheim umziehen, weil sein bisheriges Domizil aus dem Jahr 1909 an der Gmelinstraße veraltet ist. Dieser Umzug „wäre eine dauerhafte Zukunftssicherung für uns“, sagte Peters. Den Vertrag mit dem Kreis würde er „gerne, gerne noch in diesem Jahr schließen“. Das große Schullandheim-Grundstück würden die Schöneberger nicht weiter bebauen, sagt Peters. Ihr derzeitiges Haus samt 2300 Hektar großem Grundstück würden sie an einen bereits vorhandenen Interessenten verkaufen, der ein Hotel bauen wolle aber noch einen Betreiber suche. Sollte das klappen, gelänge den Schönebergern das, was der Kreis Rendsburg-Eckernförde ursprünglich für das Schullandheim vorhatte – den Verkauf an einen Hotel-Investor.
   Die Schöneberger wollen aber mit dem Kreis Rendsburg-Eckernförde einen Erbbaupachtvertrag für das Schullandheim samt Grundstück abschließen. Darauf reagiert Landrat Wolfgang von Ancken skeptisch. „Ich muss den Haushalt sanieren, das geht nicht über Erbbaupacht.“ Dennoch sagt er: „Vielleicht gibt es einen Weg.“ Bisher strebt der Kreis einen Verkauf an und bietet die Immobilie für 4,3 Millionen im Internet an. Erbpacht dagegen würde beim derzeit üblichen Niveau rund 190000 Euro pro Jahr für den Kreis an Einnahmen ergeben. Fast das Sechsfache dessen muss der Kreis nach eigenen Angaben derzeit an jährlichen Schuldenzinsen bezahlen. Immer vorausgesetzt, dass es bei einem Grundstückswert von 4,3 Millionen als Berechnungsgrundlage bleibt, was für Schöneberg-Geschäftsführer Peters nach unten verhandelbar ist.

Das Schullandheim im ehemaligen Inselgymnasium steht leer; der Kreis sucht einen Käufer.

Im Haus Schöneberg an der Gmelinstraße in Wyk auf Föhr leben knapp 100 Menschen mit geistiger Behinderung. Die meisten von ihnen sind als Kinder von Berlin auf die Insel gezogen. Fotos hfr