Von Frank Scheer
Bordesholm/Neumünster – Für das Eiszeitmuseum ist
das Kapitel Bordesholm offenbar abgeschlossen. Bis
Ende des Monats wird die Einrichtung voraussichtlich
ihre Sachen im Domizil gegenüber vom Hotel
„Carstens“ packen – und zum Teil in Richtung
Flensburg verfrachten – das jedenfalls sieht der
Vorschlag des Vorstands vor, über den die Mitglieder
am Sonntag bei einer außerordentlichen und
nichtöffentlichen Versammlung in Bordesholm
abstimmen werden.
„Geschlossen“ steht handschriftlich auf dem an der
Eingangstür des Museums hängenden Zettel. Und daran
werde sich in den nächsten rund zweieinhalb Wochen
auch nichts mehr ändern, so Christian Baer,
Vorsitzender des Trägervereins. „Der Vermieter hat
sich bereit erklärt, den Mietvertrag Ende Januar
enden zu lassen, einen Teil unserer Ausstellung
können wir vorübergehend im Naturkundemuseum in
Flensburg zeigen“, führte er aus. Die Aufgabe des
Museums in der ehemaligen Brauerei in der Kieler
Straße sei aus finanziellen Gründen notwendig. Die
Mitglieder hätten am Sonntag keine Alternative. „Die
Einnahmen reichen nicht aus, die Zahl der Besucher
ging im letzten Jahr auf 11 000 zurück. 2004 kamen
15 000“, führte er
aus. 2003 verzeichnete die Einrichtung sogar 18 500
Gäste. Weitere Details zu den Finanzen wollte er
nicht mitteilen. Mit dem wissenschaftlichen Leiter,
Dr. Gerald Kopp, habe man Ende 2005 eine Auflösung
der festen Stelle „im gegenseitigen Einvernehmen“
erreichen können. Für die Person, die freiwillig ein
ökologisches Jahr beim Verein absolvierte, sei eine
andere Verwendung gefunden worden.
Der Eiszeitverein, der seit 2003 in
Bordesholm mit dem
Museum beheimatet ist (siehe Chronologie rechts),
hatte im Oktober 2004 den Beschluss gefasst, mit der
Tiergartenvereinigung Neumünster über einen
Standortwechsel zum Tierpark in der Geerdtsstraße zu
verhandeln. Im November 2005 hätten laut Baer die
letzten Gespräche stattgefunden. Offen sei er für
diese Lösung immer noch.
Gerd Kühl, Vorsitzender der
Tiergartenvereinigung, sagte: „Der beabsichtigte
Wechsel nach Flensburg ist eine Neuigkeit für mich.
Über
Dritte hatte ich gehört, dass der Verein bereits im
Dezember eine Halle zum Unterstellen seiner Stück
suchte. Ich hatte eigentlich erwartet, dass das
Museum mit mir Kontakt aufnimmt.“ Offen ließ Kühl
eine Antwort auf die Frage, ob die Integration des
Eiszeitmuseums ins Tierparkgelände überhaupt noch
anvisiert wird. Laut Kühl habe der Eiszeitverein
geforderte Unterlagen immer noch nicht eingereicht.
„Intern muss man sich jetzt Klarheit verschaffen,
was man will.“
Am Haken: „Mücke“, die Hohlplastik eines Mammuts,
wird im Januar 2003 auf einen Lkw nach Bordesholm
verladen. Nun muss das Stück wieder umziehen.
Archivfoto K. Köster