Kieler Nachrichten 24.02.06

 

Im Schulbus fährt jetzt immer ein Begleiter mit
 

Sechs Ein-Euro-Jobber sollen Probleme bei der Schülerbeförderung verringern

Von Sven Tietgen

Wattenbek – Die Fahrschüler aus der Region Bordesholm sitzen jetzt nicht mehr alleine im Schulbus: Der Schulverband Bordesholm hat mit Jens Niemann einen ersten Schulbusbegleiter engagiert – mit dem Ziel, mögliche Konflikte unter den Schülern gleich unterwegs zu lösen.

Seit Montag steigt Jens Niemann jeden Morgen in die Busse, die auf ihren Touren durch die Bordesholmer Umlanddörfer die Kinder und Jugendliche aufsammeln und zu den vier Schulen in Brügge, Wattenbek sowie Bordesholm bringen. Einzugreifen brauchte der 39-jährige Bordesholmer bisher nicht – im Gegenteil. „Die Kinder zeigen mir von sich aus ihre Fahrausweise. Und einige berichten mir sogar von ihren Befindlichkeiten, etwa dass sie schlecht geträumt haben oder ihnen der Bauch zwickt“, erzählt Niemann.

Dass es in seinen ersten vier Arbeitstagen in den Schulbussen zu keinen Streitereien um Sitzplätze oder Beschädigungen am Businventar gekommen ist, führt der gelernte Masseur auf seine Präsenz in den Sitzreihen zurück. Aus diesem Grund hat ihn der Schulverband auch auf Basis eines Ein-Euro-Jobs engagiert – und Jens Niemann wird nicht der einzige Schulbusbegleiter bleiben: Verbandsvorsteher Uwe Bräse will in den kommenden Wochen fünf weitere Ein-Euro-Jobber für die Mitfahrt für die Touren vor und nach Schulschluss einstellen.

„Für uns ist das ein Experiment. Wir hoffen, dass schon allein durch die Anwesenheit der Busbegleiter Probleme unter den Schülern oder mit ihnen gar nicht erst entstehen – und falls ja, dass sie gleich unterwegs gelöst werden“, er- klärt Uwe Bräse, der die Idee zusammen mit dem Büro leitenden Beamten im Bordesholmer Rathaus, Manfred Osbahr, entwickelt hatte. Einen aktuellen Anlass für die Neuerung, die laut Bräse ein Novum in Schleswig-Holstein darstellt, gebe es nicht: „Es tauchen immer wieder Probleme in der Schulbusbeförderung auf, die wir bei Treffen mit den Schulleitern und dem Busunternehmen besprechen. Vielleicht werden es jetzt weniger“.

Die Schulbusbegleiter werden von der Agentur für Arbeit unter den Hartz-IVEmpfängern ausgesucht und treten wie Jens Niemann ihren Job freiwillig an, betont Bräse. Zwar ist das Arbeitsverhältnis jeweils auf ein halbes Jahr befristet, aber das Experiment soll auch darüber hinaus Bestand haben. Klaus-Ingo Marquardt hat als Konrektor der Wattenbeker Grundschule nur gute Erfahrungen mit Ein-Euro-Jobbern gemacht. „Für uns ist das eine gute Sache, weil es sich um eine gemeinnützige und zusätzliche Tätigkeit handelt“, erklärte Marquardt.

Jens Niemann begleitet seit Montag die Kinder im Schulbus – und musste bisher noch nicht schlichtend eingreifen. Fotos ti

Der Schulbusbegleiter kann sich auch mit einem Dokument des Schulverbandes Bordesholm ausweisen. Der Schulträger hofft, dass allein mit seiner Anwesenheit Probleme in den Bussen gar nicht erst entstehen.