Von Sven Tietgen
Wattenbek – Die Fahrschüler aus der Region
Bordesholm sitzen jetzt nicht mehr alleine im
Schulbus: Der Schulverband Bordesholm hat mit Jens
Niemann einen ersten Schulbusbegleiter engagiert –
mit dem Ziel, mögliche Konflikte unter den Schülern
gleich unterwegs zu lösen.
Seit Montag steigt Jens Niemann jeden Morgen in die
Busse, die auf ihren Touren durch die Bordesholmer
Umlanddörfer die Kinder und Jugendliche aufsammeln
und zu den vier Schulen in Brügge, Wattenbek sowie
Bordesholm bringen. Einzugreifen brauchte der
39-jährige Bordesholmer bisher nicht – im Gegenteil.
„Die Kinder zeigen mir von sich aus ihre
Fahrausweise. Und einige berichten mir sogar von
ihren Befindlichkeiten, etwa dass sie schlecht
geträumt haben oder ihnen der Bauch zwickt“, erzählt
Niemann.
Dass es in seinen ersten vier Arbeitstagen
in den Schulbussen zu keinen
Streitereien um Sitzplätze oder Beschädigungen am
Businventar gekommen ist, führt der gelernte Masseur
auf seine Präsenz in den Sitzreihen zurück. Aus
diesem Grund hat ihn der Schulverband auch auf Basis
eines Ein-Euro-Jobs engagiert – und Jens Niemann
wird nicht der einzige Schulbusbegleiter bleiben:
Verbandsvorsteher Uwe Bräse will in den kommenden
Wochen fünf weitere Ein-Euro-Jobber für die Mitfahrt
für die Touren vor und nach Schulschluss einstellen.
„Für uns ist das ein Experiment. Wir
hoffen, dass schon allein durch die Anwesenheit der
Busbegleiter Probleme unter den Schülern oder mit
ihnen gar nicht erst entstehen – und falls ja, dass
sie gleich unterwegs gelöst werden“, er-
klärt Uwe Bräse, der die Idee zusammen mit dem Büro
leitenden Beamten im Bordesholmer Rathaus, Manfred
Osbahr, entwickelt hatte. Einen aktuellen Anlass für
die Neuerung, die laut Bräse ein Novum in
Schleswig-Holstein darstellt, gebe es nicht: „Es
tauchen immer wieder Probleme in der
Schulbusbeförderung auf, die wir bei Treffen mit den
Schulleitern und dem Busunternehmen besprechen.
Vielleicht werden es jetzt weniger“.
Die Schulbusbegleiter werden von der
Agentur für Arbeit unter den Hartz-IVEmpfängern
ausgesucht und treten wie Jens Niemann ihren Job
freiwillig an, betont Bräse. Zwar ist das
Arbeitsverhältnis jeweils
auf ein halbes Jahr befristet, aber das Experiment
soll auch darüber hinaus Bestand haben. Klaus-Ingo
Marquardt hat als Konrektor der Wattenbeker
Grundschule nur gute Erfahrungen mit
Ein-Euro-Jobbern gemacht. „Für uns ist das eine gute
Sache, weil es sich um eine gemeinnützige und
zusätzliche Tätigkeit handelt“, erklärte Marquardt.
Der Schulbusbegleiter kann sich auch mit einem
Dokument des Schulverbandes Bordesholm ausweisen.
Der Schulträger hofft, dass allein mit seiner
Anwesenheit Probleme in den Bussen gar nicht erst
entstehen.