Kieler Nachrichten 16.12.06
Gemeinsame Orientierungsstufe Schulverband will fünfte und sechste Klassen von Haupt- und Realschule zusammenlegen Von Frank Scheer
Schulverbandsvorsteher Uwe Bräse berichtete während der Schulverbandsversammlung von der einschneidenden Veränderung, die in der nächsten Sitzung im März abgesegnet werden soll. Schulrat Hans Kaack habe bereits grünes Licht gegeben, so Bräse. Details zur Organisation des Zusammenschlusses und zu Unterrichtsinhalten- und –methoden werden derzeit von Arbeitsgruppen beider Schulen entwickelt. Als Standort für die gemeinsame Orientierungsstufe ist die Hans-Brüggemann-Schule vorgesehen. Das inhaltliche Konzept wird Eltern im Rahmen einer Informationsveranstaltung am Dienstag, 23. Januar, ab 20 Uhr in der Aula der Lindenschule präsentiert. Was nach den ersten beiden Jahren kommt, ist offen. Ernst-Peter Müller, Rektor der Realschule, sagte: „Der Weg zur Regionalschule wird kommen.“ Mittel- bis langfristig werde es in Bordesholm nur eine weiterführende Schule geben. Er könne den zuletzt oft geäußerten Vorwurf ein bisschen nachvollziehen, die Schüler und Pädagogen würden zu „Versuchskaninchen“ gemacht, weil viele Ängste und Schwierigkeit gemeistert werden müssten. Da seien zum einen die unterschiedlichen Ausbildungsstandards bei den Lehrern, die zudem auch noch unterschiedlich besoldet werden. „Es gibt Bedenken in meinem Kollegium, aber alle sagen, sie wollten den Weg mitgehen“, so Müller. Er appelliert an alle, vorurteilsfrei an die Sache herauszugehen und Ruhe zu bewahren. Die gemeinsame Orientierungsstufe habe nicht unbedingt etwas mit dem neuen Schulgesetz zu tun, sie war auch vorher schon möglich. Beispiele, wo die gemeinsame Orientierungsstufe schon gut und mit Erfolg praktiziert werde, seien beispielsweise Schulen in Kisdorf und Schenefeld. Über einen „Bonbon“ berichtete Müller weiter: Für die gemeinsame Orientierungsstufe habe man die Zusage, für jede Klasse zu den 28 Wochenstunden jeweils neun zusätzliche Lehrerstunden zu bekommen. „Das versetzt uns in die Lage, verstärkt zu individualisieren. Fördern und fordern kann somit umgesetzt werden.“
Bärbel Volkers, Schulleiterin der Lindenschule, sieht die Chance, dass mit dem Startschuss der gemeinsamen Orientierungsstufe ein attraktiver Schulstandort zwischen Kiel und Neumünster aufgebaut werden kann. „Es wird jetzt sicher viel Aufklärungsund Überzeugungsarbeit und natürlich Weiterbildung und Qualifizierung notwendig sein“, vermutete sie. Sehr offen für das Projekt habe sich auch der Schulelternbeirat, der in die Planungen eingeweiht war, gezeigt, führte sie aus. Und Bärbel Volkers nannte zum Abschluss Zahlen, die aus ihrer Sicht eine gemeinsame Schulzeit beider Schulformen dringend notwendig machten: In den letzten Jahren startete an der Hauptschule immer nur eine fünfte Klasse – zum Abschluss in Klasse 9 waren die meisten Jahrgänge durch von der Realschule zurück gekommene Kinder dann zwei- oder gar dreizügig.
|