Kieler Nachrichten 19.04.06
1000 Ordner heißen zwei Jahre Arbeit Ute Hinrichsen ordnet die alten Akten im Bordesholmer Rathaus Bordesholm – Den Begriff „abgelagert“ kennen nicht nur Weinexperten: Um die 2000 Ordner im Bordesholmer Rathaus hat Ute Hinrichsen mit diesem Attribut versehen. „Das sind geschlossene oder nicht mehr von der Verwaltung benötigte Akten“, erläutert die Archivarin. Für diese Akten-Spezies hat Ute Hinrichsen seit dem Beginn ihrer Arbeit vor zwei Jahren ein Verzeichnis angelegt – in Form einer speziellen Archiv-Software inklusive einer Suchfunktion. Gut 1000 Ordner mit Aufzeichnungen ehemaliger Verwaltungsvorgänge haben mittlerweile Eingang in das Aufzeichnungssystem gefunden. Für die zweite Hälfte des Aktenbestandes veranschlagt die 44-jährige Kielerin noch einmal den gleichen Zeitraum. Das sehen die Spitzen der Bordesholmer Amts- und Gemeindeverwaltungen genauso und haben beschlossen, Ute Hinrichsen für weitere zwei Jahre zu beschäftigen. In ihrem Job beschäftigt sich Ute Hinrichsen praktisch mit den Papiersammlungen: In den vergangenen Monaten hat die Archivarin bereits zahlreiche Alt-Dokumente aus Heftern mit verrosteten Stanzlöchern befreit, gesäubert und in Spezialbehältern in Kellerregalen verstaut. Unterbrochen werden ihre Archivierungsbemühungen im Bordesholmer Verwaltungsgebäude nicht nur durch die gleiche Tätigkeit in den Rathäusern der Ämter Flintbek und Molfsee, während ihrer auf vier Verwaltungen verteilten Halbtagesstellenarbeit geht sie auch Anfragen von Bürgern nach. „Oft sind es Vereine, die nach Hintergrundinformationen suchen. Ich helfe gern, aber leider verbringen wir immer noch viel Zeit mit dem reinen Suchen“, erzählt die Archivexpertin. Beim Durchsehen der Papiermassen stößt sie auch auf skurrile Notizen – wie etwa die Veranlagung des früheren Bordesholmer Kinos „Kolibri“ zur Vergnügungssteuer gegen Ende der 1970er Jahre. „Aus den Listen gehen die damals gezeigten Filme hervor. Westernfilme wurden oft gezeigt – die waren sogar mit dem Prädikat besonders wertvoll ausgezeichnet“, lacht Ute Hinrichsen. Gar nicht lustig findet sie die Aufbewahrungssituation im Rathaus-Untergeschoss. Ein Luftentfeuchter sorgt zwar für verbesserte Lagerbedingungen, trotzdem ist das Kellerklima nicht optimal. „Aus archivarischer Sicht wären andere Räume wünschenswert“, formuliert die studierte Volkskundlerin. Vom Chef der Amtsverwaltung Bordesholm-Land, Heinrich Lembrecht, kommt Zustimmung. „Am besten wären natürlich Räume in einem neuen Rathaus, die von Anfang an als Archivstätten konzipiert werden“, sagt Lembrecht. ti Anfragen an Ute Hinrichsen können unter Tel. 04322/694-125 gestellt werden.
Archivarin im Keller: Ute Hinrichsen hat bereits zahlreiche Alt-Dokumente in Spezialbehältern verpackt und in die Kellerregale einsortiert. Trotz Luftentfeuchter sind die Räume nach Ansicht der Archivarin nicht optimal.
Vergilbt und eingerissen: Diese alten Namenslisten hat die Bordesholmer Archivarin aus Heftern mit verrosteten Bestandteilen befreit. Zukünftig werden die Dokumente in speziellen Kästen im Rathauskeller aufbewahrt. Fotos ti |