Kieler Nachrichten 06.04.06

Graffiti-Quartett dingfest gemacht
 

Bordesholm – Michael Haß deutet auf die roten und blauen Schriftzüge an den Garagenwänden. „Das war kniffelige Kleinarbeit, aber wir haben die Graffiti-Täter ermitteln können“, erzählte der Bordesholmer Polizist gestern. Mehr als 25 so genannte Tags und andere „Verzierungen“ zählten die Beamten seit Februar – vor allem an Bretterzäunen und Carportwänden zu beiden Seiten des Fußwegs, der quer durch die Bordesholmer Finnhaussiedlung in Höhe der Straßen Nettelbrook/Ellerade führt. Aufmerksame Anwohner hatten die Täter in den Nachtstunden beobachtet, Beschreibungen abgegeben – und die Beamten um Michael Haß konnten damit vier 13- bis 18-jährige Jugendliche dingfest machen. „Für die Eltern wird das teuer, das übernimmt keine Versicherung. Die Beseitigung der Schäden dürfte mehrere Tausend Euro kosten“, erklärte der Polizeihauptmeister.

Jugendliche standen auch während der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik 2005 für Bordesholm und Umland am Dienstag im Mittelpunkt. Allerdings in negativer Hinsicht: Ein knappes Drittel der 860 Straftaten, die im vergangenen Jahr in allen 14 Gemeinden registriert wurden, ging auf das Konto von jungen Leuten unter 21 Jahren. „Das ist ein echtes Problem, das uns auch weiterhin beschäftigen wird“, sagte der Leiter der Polizeizentralstation in Bordesholm, Wolfgang Szellas.

Allein sieben der insgesamt 16 Fälle von gefährlicher Körperverletzung wurden von jugendlichen Tätern verübt. Die meisten kamen laut Szellas aus den betreuten Jugendwohneinrichtungen in Wattenbek und Brügge: „Oftmals sind es Jugendliche aus schwierigen Familienverhältnissen und aus den Großstädten.“ Von der Gesamtzahl der Straftaten, die sich gegenüber den Vorjahren wenig geändert hat, ragen die Betrugsdelikte sowie die Drogenstraftaten heraus. Während vor allem die Internetkriminalität die Zahl der Betrugsfälle von 67 auf 86 steigen ließ, verdoppelten sich die Rauschgiftdelikte auf 59. Wolfgang Szellas machte dafür den „erhöhten Kontrolldruck“ verantwortlich. „Wir haben die Überprüfungen auf den Straßen seit Oktober 2004 erheblich ausgeweitet – das trägt jetzt Früchte“, erklärte der Polizeihauptkommissar.

Die Aufklärungsquote der insgesamt 20 Beamten betrug wie in den Jahren zuvor rund 38 Prozent. „Die Bordesholmer Region ist zu einem sicheren Bereich geworden“, bewertete Szellas die statistische Auswertung. ti

Polizeihauptmeister Michael Haß vor den Schmierereien in der Finnenhaussiedlung. Foto ti