Kieler Nachrichten 25.10.05

Kochendes Wasser macht den Tee bitter Rotbuschmischungen sind der Renner 

Von Sven Tietgen 

Wattenbek/Bordesholm/ Nortorf – Mit „It’s tea-time!” betitelte Martina Andresen ihren Vortrag in der guten Stube der Räucherkate in Wattenbek am Wochenende – passend zum aktuellen Herbstwetter. Und die vom örtlichen Kulturkreis engagierte Tee-Beraterin geizte nicht mit Tipps, Rezepten und Informationen rund um das weltweit am meisten konsumierte Getränk.

Teetrinker sind Genießer – und da kommt es wesentlich auf die korrekte Zubereitung des Aufgussgetränks an. „Den Tee niemals mit kochendem Wasser überbrühen, 70 bis 80 Grad reichen aus“, schärft Martina Andresen den Zuhörern in der Räucherkate ein. Denn die getrockneten oder fermentierten Teeblätter enthalten viele Vitamine, Mineralien und Spurenelemente, die bei zu heißem Wasser fast gänzlich zersetzt werden. Außerdem wird der Tee bitter – das betrifft besonders die grünen Sorten mit ihrem hohen Gehalt an Fluor und Vitamin C.

Ob Schwarztees wie die traditionellen Darjeeling- und Assamsorten oder der Rotbusch aus Südafrika: Nach den Erfahrungen der Tee-Expertin aus Lilienthal bei Preetz geben Teefans oftmals zu viele Blätter in die Kanne. „Drei Löffel pro Liter sind völlig ausreichend. Und das beste Aroma entwickelt sich ein bis maximal drei Minuten nach dem Aufguss – länger sollte der Tee nicht ziehen“, rät Martina Andresen. Dass der Rotbusch – auch Roiboos oder Massai-Tee genannt – in den vergangenen zehn Jahren mehr und mehr Liebhaber gefunden hat, ist für sie kein Wunder: „Der Rotbusch enthält kein Koffein und lässt sich wunderbar mit getrockneten Früchten, Gewürzen und ätherischen Ölen aromatisieren. Bei den Mischungen sollte man aber auf qualitativ hochwertige Beigaben achten.“

Teemischungen eignen sich nicht nur für den Trinkgenuss aus der Tasse oder dem Glas: Ein Gelee aus Weihnachtstee etwa gibt einen leckeren Brotaufstrich. Den Tee stärker dosieren als normal, nach dem Ziehen dann wie Fruchtsaft mit Gelierzucker ansetzen. „Das hat nicht jeder, und das gibt es auch kaum zu kaufen“, erzählt die Fachfrau. Auch die Kosmetikindustrie hat den Tee mittlerweile entdeckt und bietet Augencremes oder Badezusätze aus der Kulturpflanze an. Martina Andresen weiß ein einfaches Rezept für den Wannenspaß zu Hause: Einen starken Rotbuschtee mit dem Lieblingsaroma aufgießen und einen Becher Sahne untermischen – die Sahne wirkt als Emulgator und lässt keine störenden Öllachen auf der Wasseroberfläche entstehen.

Der Rotbuschtee ist auch im „Kleinen Teehaus“ in Bordesholm der Renner: Dutzende verschiedener Mischungen kann Stefanie Teich mittlerweile anbieten. „Es gibt natürlich noch die traditionellen Teetrinker, die ihre Ostfriesenmischung mit Kluntjes genießen. Aber das Spektrum der Sorten ist deutlich größer geworden“, erklärt die Bordesholmerin. In der „Nortorfer Teestuuv“ haben die Dosen mit den Rotbuschvariationen die Schwarzteesorten sogar fast verdrängt. „Diese Entwicklung hat vor zehn Jahren begonnen – und hat viel mit dem gesundheitsfördernden Aspekten zu tun, die viele dem Rotbuschtee zusprechen“, erzählt Inhaberin Marion Lorenzen.

Die drei Teefachfrauen haben einen ähnlichen Geschmack: Sie empfehlen für die aktuelle Jahreszeit Rotbuschmischungen. Martina Andresen bevorzugt eine Fruchtkomposition aus Apfel, Orange und Grapefruit mit Pfeffer und Kardamom – die Gewürze regen den Stoffwechsel an. Während Stefanie Teich auf eine Zimt-Mandel-Orange-Mischung schwört, tendiert ihre Kollegin aus Nortorf bereits in Richtung Adventszeit. „Mein Tipp ist Grüner Rotbusch mit Bratapfel – der Duft alleine ist schon fantastisch“, schwärmt Marion Lorenzen.


 

Martina Andresen bevorzugt für die Herbsttage eine Rotbusch-Komposition aus Früchten und Gewürzen wie Pfeffer und Kardamom – zur Anregung des Stoffwechsels. Fotos Tietgen

 

Der Rotbuschtee enthält kein Koffein und kann mit Früchten, Gewürzen oder ätherischen Ölen aromatisiert werden.

 

Stefanie Teich vom „Kleinen Teehaus“ in Bordesholm kann Dutzende Rotbuschvariationen präsentieren. Die südafrikanische Pflanze macht den traditionellen Teesorten mächtig Konkurrenz