Brügger begleiteten Glocke mit Umzug

durch das Dorf

Genau ein Jahr verging vom Beginn der Spendenaktion bis zur Weihe am Sonntag

Von Beate König

Brügge – Dieses Erntedankfest wird den Brüggern lange in Erinnerung bleiben: Im Gottesdienst wurde die neue Kirchenglocke geweiht.
Vorher zog im Morgendunst eine lange Karawane von Menschen kreuz und quer durch die Gemeinde. Die Prozession folgte der neuen Glocke, die für die anderen Schaulustigen am Straßenrand und in den Fenstern auf einem offenen Hänger weithin sichtbar platziert war.

Vertreter von Firmen, Verbänden, Vereinen und Institutionen hatten sich, teils in ihrer traditionellen Innungskleidung, dem Zug angeschlossen. „Das ist Ehrensache“, sagte Ralf Rix vom Brügger Dielentheater, der mittelalterlich gewandet war.

Knapp eine Stunde dauerte der Marsch, dann wurde die 570 Kilogramm schwere Glocke mit dem Frontlader vorsichtig über die Schwelle ihrer neuen Heimat gehoben.

Pastor Henry Koop erinnerte nach dem mit festlichem Orgelspiel begleiteten Einzug in seiner Predigt, zu welchen Gelegenheiten die neue Glocke ihr „as“ zum „f“ und „es“ ihrer klingenden Schwestern geben werde: Um Trauer, Freude und Protest zu verkünden. Die Gemeinde begrüßte in der proppevollen Kirche die Bronzeglocke mit dem Spruch aus Psalm 19 „Ihr Schall geht aus in alle Lande und ihr Reden bis an die Enden der Welt“, der auch als Schriftband um den Glockenkörper läuft. Ein zweites Schriftband blieb unter dem Eichenlaubschmuck verborgen: Der Stifter wollte unbekannt bleiben.

Propst Stefan Block begrüßte nach der Weihe die neue Glocke, der Chor, die „Meistersänger“, die Kindergartenkinder und die Gemeinde besangen das gute Stück, das wohl mehrere Jahrhunderte im Glockenturm seinen Dienst tun wird.

Der in Passau gegossene Klangkörper ist die zweite Version der Brügger Wunschglocke: Beim ersten Guss war die Bronze nicht vollständig in die Form gelaufen. Das Weihfest musste verschoben werden. Das neue Weih-Datum ist beziehungsreich: „Genau ein Jahr, nachdem wir mit dem Sammeln begonnen haben, können wir die Glocke jetzt weihen“, sagte Koop.

Am Dienstag soll das einmalige Stück aus dem Betrieb Rudolf Perner gegen die verrostete, 80 Jahre alte Stahlglocke ausgetauscht werden. Eine Spezialfirma aus Neukirchen soll die alte Glocke abnehmen. Ein Kunstschmied habe bereits Interesse am Stahl bekundet, so Koop. Damit das neue Bronzestück an seinen Platz kommt, wird ein Stück Treppe entfernt, dann die neue Glocke innen im Turm hochgezogen und dann am „Joch“ befestigt. Mit neuer Läuteanlage kostet die Glocke 15 000 Euro bk

Könnte ihre „As“-Stimmung mehrere hundert Jahre aus dem Turm der Johanniskirche über den Köpfen der Brügger Bürger erklingen lassen: Die neue Bronzeglocke. Fotos König