Kieler Nachrichten 20.04.05
Kontrollierte Aggressionen Chinesisches Boxen beim TSV Wattenbek – Auch „fiese Sachen“ sind erlaubt Wattenbek – Wenn sich Harald Boigs und Alwin Feck im Sparringskampf miteinander messen wollen, ist fast eine Ganzkörperrüstung angesagt: Die Chinese Boxer legen Kopf- und Zahnschutz ebenso an wie Unterarm-, Knie- und Schienbeinpolster. Von Sven Tietgen Nicht zu vergessen die Tiefschutzeinlage in der Sporthose – denn bei den Kampfsportlern des Turn- und Sportvereins Wattenbek sind sämtliche Formen des Angriffs auf den Gegner erlaubt. Direkte und voll durchgezogene Tritte mit dem Fuß Richtung Rumpf oder Kopf gehören zum Chinesischen Boxen ebenso dazu wie das Auskeilen mit dem Ellenbogen. „Wir können alles machen, was weh tut. Auch fiese Sachen sind erlaubt“, erklärt Trainer Christian Beckmann und deutet auf zwei Trainingspartner, die den Einsatz ihrer Knie im Nahkampf üben. Zum Leidwesen des 28-jährigen Wattenbekers können sich die mittlerweile 35 Mitglieder der Chinese Boxing-Abteilung nur untereinander messen – nach seinem Kenntnisstand üben die Wattenbeker als einziger Verein diese Kampfsportart in Schleswig-Holstein aus. Für Christian Beckmann ist das chinesische Boxen dennoch eine Form der Selbstverteidigung. „Diese Sportart vereinigt die besten Angriffs- und auch Verteidigungstechniken aus den verschiedenen asiatischen Kampfsportarten. Wir nutzen auch Aushebelungsformen etwa aus dem Jiu-Jitsu“, erzählt der Student. 1995 kam er das erste Mal in Kontakt mit dieser aus China stammenden Sportart, vor rund anderthalb Jahren gründete der Träger des achten Grades dann die Chinese-Boxing-Abteilung im örtlichen Sportverein – und verzeichnet wachsenden Zulauf. Seit der Gründung ist auch Harald Boigs dabei. Der 26-Jährigen sieht das Chinese Boxing zum Ausleben kontrollierter Aggressionen, bei der es aber sportlich fair zugeht. „Wir stecken viel Zeit in die Techniken, wie den gleichzeitigen Ablauf von Angriffs- und Verteidigungsformen. Und es fördert die Konzentration und Aufmerksamkeit ebenso wie das Gleichgewichtsgefühl – auch für das Innere, wenn wir meditieren“, erzählt Boigs. Die 17-jährige Maike Staarck findet nicht nur gut, dass sie sich während des zweistündigen und Schweiß treibenden Trainings auspowern kann. „Hier kann ich mich total abreagieren und neue Energie für den Alltag tanken. Und es macht tierisch Spaß“, erklärt die Wattenbekerin. • Mehr Infos über Chinese Boxing gibt’s über einen Link auf der Internetseite www.wattenbek.de.
Gerson Behnfeld (l.) zieht auch im Training die Fußtritte auf den Kopf von Harald Boigs durch – gestoppt nur durch die Polsterbarriere. Foto Tietgen |