Kieler Nachrichten 02.04.05
Weichen für die Zukunft sind gestellt VBB ernteten zum 90. Geburtstag viel Lob Von Frank Scheer • Anlässlich des Jubiläums findet heute von 10 bis 16 Uhr ein Tag der offenen Tür auf dem VBB-Gelände an der Bahnhofstraße 13 statt.
Bordesholm – Mit einem Festakt feierten die Versorgungsbetriebe Bordesholm (VBB) gestern ihren 90. Geburtstag – und es gab viel Lob. Bürgervorsteher Dieter Schmidt-Richberg sprach beispielsweise von einer „Erfolgsstory“. Wilhelm Voigt, Staatssekretär im Kieler Wirtschaftsministerium, beschrieb den Betrieb so: Pragmatisch, nachhaltig und einfach gut – die VBB seien ein Aushängeschild der kommunalen Energiewirtschaft. Auf diesen Lorbeeren will sich das kommunale Unternehmen, bei dem 22 Personen beschäftigt sind, nicht ausruhen, kündigte Aufsichtsratschef Hermann Büch in seiner Festrede an. Man wolle weiterhin „einer der günstigsten Versorger im Lande bleiben“. Nicht gerade förderlich sei da das neue Energiewirtschaftsgesetz, das neue Kosten für die VBB verursache. „Rund 20 000 Euro pro Jahr“, so Büch, im wesentlichen für Bürokratie. Zurzeit versorgen die VBB in der Region Bordesholm 4350 Haushalte mit Strom, 4200 mit Wasser und 3500 mit Gas. Eine wesentliche Weichenstellung für die erfolgreiche Entwicklung sei die Übernahme der Stromversorgung ab 1991 gewesen, so Büch. Das Projekt sei nicht unumstritten gewesen, aber der damalige Bürgermeister Eberhard Grünz habe die Kritiker überzeugen können. Heute kritisiert niemand mehr die Übernahme. Mit einem Umsatz von knapp acht Millionen Euro pro Jahr zählt das Unternehmen, das 1999 unter dem damaligen Bürgermeister Jürgen Baasch in eine GmbH umgewandelt worden war, zu den größten Gewerbesteuerzahlern. Für die Gemeinde ist der Betrieb in den vergangenen Jahren eine „sichere Bank“ gewesen: Neben der Konzessionsabgabe von 383 000 Euro überwiesen die VBB immer einen satten Betrag aus dem Gewinn. 2005 waren es 360 000 Euro und für 2006 wird eine ähnliche Höhe angestrebt, so Geschäftsführer Helmut Tiede. Zum 100. Geburtstag in zehn Jahren wird es eine Broschüre geben, verspricht Tiede, der Ende April in den Ruhestand gehen wird. Seinem Nachfolger Frank Günter hat er bereits eine Menge Material übergeben. Beispielsweise existiert noch die Genehmigung für die Gasverteilung im Ort von 1908, für die damals noch eine private Firma zuständig war. Die Gemeindewerke wurden erst am 1. April 1915 gegründet – so steht’s jedenfalls auf dem Papier. Tiede hat herausgefunden, dass es der 2. April war. „Am 1. April 1915 wurde Otto Bismarcks 100. Geburtstag überall im Reich gedacht.“ Dabei blättert er in einem Fotoalbum. Die Schwarzweiß-Bilder dokumentieren die Entwicklung der VBB auf dem Gelände an der Bahnhofstraße. Fotos zeigen unter anderem das alte Gaswerk, wo der Kohle durch Erhitzen das Gas entzogen wurde – als „Abfallprodukt“ entstand Koks. Ein Luftbild von 1966 vom Gelände der Gemeindewerke in der Bahnhofstraße: Die ersten beiden Tanks, in denen aus Kiel geliefertes Gas gelagert wurde, waren aufgestellt worden. Repro Scheer
Von einer „Erfolgsstory“ sprach Bürgervorsteher Dieter Schmidt-Richberg bezüglich der VBB-Entwicklung. Fotos Scheer
Helmut Tiede präsentiert die Gas-Genehmigung von 1908.
Das alte Gaswerk: Hier wurde aus Kohle Gas und Koks. |