Kieler Nachrichten 17.09.04
Erziehen oder arbeiten Neue Bestimmungen – Bekommen allein Erziehende jetzt Probleme? Wattenbek – Matthias Friedetzky kennt die neuen Bestimmungen zum Arbeitslosengeld II: Als Arbeitsvermittler im Kreis Nordfriesland weiß der Wattenbeker, dass ab 2005 auch allein Erziehende ohne Einschränkung als erwerbsfähig angesehen werden. Planungen für eine Rundumversorgung bei der Kinderbetreuung vor Ort gibt es allerdings nicht – und das gilt für die Amtsverwaltung wie für die Hartz IVArbeitsgemeinschaft in Neumünster. Matthias Friedetzky hatte eine entsprechende Anfrage während der Gemeindevertretersitzung in Wattenbek eher aus beruflichem Interesse gestellt. Denn seine drei zwei- bis siebenjährigen Söhne sind über Betreute Grundschule, Kindergarten, Tagesmutter und Au-Pair-Mädchen versorgt. Arbeitslose allein Erziehende hätten ab Januar allerdings schlechte Karten: „Wenn diese Leute einen Job ablehnen, weil sie ihre Kinder nicht ganztägig unterbringen können, droht ihnen eine Sperre“, glaubt der Wattenbeker Familienvater. So drastisch wird die Hartz IV-Arbeitsgemeinschaft, die ab dem kommenden Jahr auch für die Kinderbetreuung zuständig ist, aber nicht agieren. Die aus Vertretern des Kreises und der Agentur für Arbeit gebildete Arbeitsgruppe in Neumünster geht weiterhin davon aus, dass allein Erziehenden von Kindern unter drei Jahren eine Arbeitsstelle nicht zugemutet werden kann. „Diese Bestimmung aus dem Sozialgesetzbuch gilt weiter, weil die Erziehung nicht gefährdet werden darf“, erklärte Gerd Knop, Pressesprecher der Agentur für Arbeit, gestern auf KN-Nachfrage. Bei älteren Kindern von allein Erziehenden wird laut Knop im Einzelfall entschieden. „Da muss man sehen, welche Betreuungsangebote vor Ort sind und in wie weit Verwandte einspringen können“, so der Pressesprecher. So lange es aber kaum Arbeitsplätze gibt, ist die Debatte für Knop eher akademischer Natur – und die Arbeitsgruppe hat im Moment andere Sorgen. „Unklar ist noch, wohin in Neumünster die Leistungsberechtigten ab Januar kommen sollen. Zudem ist die Zusammensetzung der Servicebetreuer noch nicht geklärt, und ständig kommen neue Verordnungen – hier sind noch viele Dinge unklar“, sagte Knop. ti Matthias Friedetzkys Söhne Ruben, Joshua und Simon (v.l.) sind rundum versorgt. Die Sorge des Wattenbeker galt den allein Erziehenden in der Region. Foto Tietgen |