Kieler Nachrichten 21.07.04

Architekt wirbt für „sein“ Schullandheim


Bordesholm – Jetzt hat sich auch der Architekt Dietrich Ladwig in die Protestreihen gegen die Schließung des Kreis-Schullandheimes auf der Insel Föhr gestellt. Dass der 72-jährige Bordesholmer in einem offenen Brief die Kreistagsabgeordneten zur Aufhebung ihres Verkaufsbeschlusses drängt, hat mit seiner persönlichen Verbundenheit zur Einrichtung des Kreises zu tun: Nach seinen Plänen wurde das ehemalige Gymnasium vor 22 Jahren zum Feriendomizil für Pennäler umgebaut.

 Für Dietrich Ladwig hebt sich der 1982 abgeschlossene Umbau deutlich aus seinen übrigen Arbeiten als Architekt heraus. Noch heute ist er stolz auf die Gestaltung der neuen Gruppenräume in Form von drei achteckigen Steinpavillons. „Jeder Raum bietet bequem Platz für 30 Schulkinder, und die Zeltform des Daches macht die Bauten sehr gemütlich – ebenso wie der Kamin in der Raummitte, mit dem bei Schlechtwetter auch drinnen gegrillt werden kann“, erzählt Ladwig.

 In seinem Entwurf hatte der Bordesholmer viel Wert auf Komfort und großzügig dimensionierte Gästezimmer gelegt – nach seiner Einschätzung mit ein Grund, dass das Schullandheim keine Schäden durch Vandalismus kennt. Weil zudem die Einrichtung während der Schulferien von Sportvereinen oder Jugendfeuerwehren in Anspruch genommen wird und damit laut Ladwig zu schwarzen Zahlen in der Unterhaltung beiträgt, erbost den Architekten der Verkaufsbeschluss des Kreistages umso mehr.

 „Die Angaben des Landrates zu Haushaltsdefiziten des Heimes sind wie die Präsentation potenzieller Interessenten schlichtweg erlogen“, wettert Dietrich Ladwig, der sich mit seinem Protestbrief als Teil der Schulelterninitiative gegen den Verkaufsbeschluss versteht. Das CDU-Mitglied kann sich vorstellen, dass seine Parteikollegen im Kreis ihren Beschluss noch ein Mal überdenken – auf dem jüngsten Kreisparteitag der Christdemokraten habe er schließlich jede Menge Beifall für sein Eintreten um den Erhalt der Einrichtung bekommen.

 Als nächstes plant Ladwig mit der Wattenbeker Schulelternbeiratsvorsitzenden Heimke Siemen-Tiesfeld die Gründung eines Fördervereins, der dem Widerstand gegen die Schließung eine Stimme geben soll. „Mit dem Schullandheim haben wir eine vielseitige und beispielhafte Bildungseinrichtung geschaffen. Und ich werden zornig bei dem Gedanken, dass es in unserer Wohlstandsgesellschaft nötig ist, für unsere Kinder eine Lobby zu organisieren“, erklärt der Architekt. ti


Dietrich Ladwig hat mit seinen Umbauplänen für das ehemalige Gymnasium zum Schullandheim den Architektenwettbewerb vor 22 Jahren gewonnen – und reiht sich jetzt mit seinem Offenen Brief in die Liste der Gegner des Kreistags-Verkaufsbeschlusses ein. Foto Tietgen