Kieler Nachrichten 23.12.04
Ein halber Taler für eine Messerstecherei Neues Jahrbuch des Geschichtsvereins für das ehemalige Amt Bordesholm Brügge/Bordesholm – Bei den Bewohnern der Region Bordesholm schienen in früheren Zeiten Messerstechereien an der Tagesordnung gewesen zu sein – diesen Schluss zieht jedenfalls der Historiker Johann Eike Benesch, der das so genannte Brücherregister von 1619/20 durchgearbeitet und für das neue Jahrbuch des Geschichtsvereins für das ehemalige Amt Bordesholm beigesteuert hat. „Das lässt sich in diesem Strafregister an der Strafhöhe ablesen. So musste der Delinquent für einen Messerstich einen halben Taler zahlen, während das Anbandeln eines verheirateten Mannes mit einer anderen Frau mit 20 Talern geahndet wurde“, erläuterte Benesch während der Vorstellung des Jahrbuches am Dienstagabend in Brügge. Die Hauptarbeit für das 190 Seiten umfassende Werk hat Karin Theens übernommen: Die Wattenbekerin durchforstete in der Landesbibliothek Mikrofilme mit den 100 Jahre alten Ausgaben der „Kieler Neuesten Nachrichten“ – und entdeckte manche Kuriosität. „Da gibt es viele Berichte über freche Diebstähle und Rosstäuscherei“, erzählte die Kassenwartin des 50 Mitglieder zählenden Geschichtsvereins. Neben Abhandlungen von Paul Steffen über das Leben des Heiligen Vicelin oder die so genannte Meilensteine von Rolf Pohlmeyer befasst sich ein Beitrag auch mit der jüngeren Geschichte: So beleuchtet der Brügger Uwe Fentsahm den Fußmarsch von KZ-Häftlingen von Hamburg nach Kiel am Ende des Zweiten Weltkrieges – inklusive der Erschießung von Häftlingen unterwegs in Mühbrook.
Das mit alten Fotos, Postkarten und Anzeigen aufgelockerte Jahrbuch hat
der 1993 gegründete Geschichtsverein nur in einer Auflage von 65
Exemplaren gedruckt. „Das Werk bekommen unsere Mitglieder sowie einige
Bibliotheken. Eine höhere Auflage können wir finanziell nicht
verkraften“, erklärte der Vorsitzende des Geschichtsvereins,
Siegfried Roy. ti
Die Hobbyhistoriker Rolf Pohlmeyer, Siegfried Roy, Karin Theens und Johann Eike Benesch (von links) präsentierten im 1729 errichteten Kleinen Haus am Brügger Marktplatz das neue Jahrbuch des Geschichtsvereins für das ehemalige Amt Bordesholm. Foto Tietgen |