Kieler Nachrichten 08.01.07
Kneippkur für die Seele
Eingeladen zu dem Abend hatte der Kulturkreis Wattenbek. Der Titel „Auf ein Wort ...“ war allerdings untertrieben, immerhin bekamen die geradezu andächtig lauschenden Zuhörer viele, viele Worte zu hören, und jedes einzelne war sorgfältig mit anderen verflochten, um die Menschen im Saal mitzuziehen. Das Publikum lies sich gern mitnehmen auf die Reise, amüsierte sich über Renate Ehlers‘ „Schnecke Paula“ und das Hummelgedicht von Hella Kohlmeyer, um gleich darauf mit den Liebesversen von Ulrich Beutler sacht hinweg zu schwärmen. Doch nicht weit. Denn sofort holte Rita Bauer alle schwärmend Schwebenden hart auf den Boden zurück: Mit einem Gedicht über die Umweltzerstörung durch den Menschen. In diesem Stil ging es durch den Abend. Eben noch der düstere Abgrund in der Seele eines Lebensmüden, dann aber gleich wieder der optimistische Blick auf die einzelne Krokusblüte, die baldigen Frühling verspricht – kalte und warme Güsse fürs Gemüt. Jedes fertig gelesene Gedicht-Blatt segelte auf den Fußboden – um dem Publikum deutlich das Ende eines einzelnen Vortrags zu signalisieren. „Wir hatten es schon, dass die Leute gern klatschen wollten, sich aber unsicher waren, wann“, erklärte Ulrich Beutler.
Im Schalthaus zog es das
Publikum aber vor, intensiv und
leise dabei zu sein und erst zum
Schluss, dann aber gründlich, zu
klatschen.
Einen wichtigen Beitrag zum Abend
leistete außerdem Mirko Gibson, der
am Klavier immer wieder für
angenehme musikalische
Entspannungsphasen sorgte. kst
Die „Wörterflechter“ im Schalthaus: Von links Hella Kohlmeyer, Rita Bauer, Ulrich Beutler und Renate Ehlers. Foto kst |