Kieler Nachrichten 16.09.06

Inschrift bleibt „Für Euch“

Wattenbek lehnt eine Namensnennung der Gefallenen auf dem Ehrenmal ab

Von Sven Tietgen

Wattenbek – „Lassen Sie uns gemeinsam einen Weg finden. Wir wollen nicht, dass die Gefallenen vergessen werden“, beschwörte Peter Gränert die Wattenbeker Gemeindevertreter. Vergebens: Einstimmig votierte das Gremium gegen eine Nennung der Namen der Weltkriegsgefallenen am örtlichen Ehrenmal.

Der Abstimmung am Donnerstag ging eine gut einstündige, emotional geführte Debatte um eine mögliche Umgestaltung des Ehrenmals an der Schulstraße voraus. Bürgermeister Uwe Bräse stellte wie die Fraktionsvorsitzenden Volker Techow (CDU) und Jürgen Kühne (SPD) gleich zu Beginn klar, dass es bei der Ehrenmal-Inschrift „Für Euch“ bleibt. „Die damalige Gemeindevertretung hat 1960 nach siebenjähriger Vorbereitungszeit nicht umsonst diese Inschrift gewählt. Der Spruch bezieht alle Opfer von Gewalt und Terror mit ein, auch die ermordeten KZ-Häftlinge, umgekommenen Vertriebenen oder der später gestorbenen Kriegsinvaliden“, betonte Bräse.

Für Peter Gränert und die übrigen neun Wattenbeker, die in einem Arbeitskreis seit drei Jahren an Entwürfen für eine Neugestaltung des Ehrenmals mit Nennung der Gefallenen arbeiten, ist der Findling auch wegen des eingravierten Balkenkreuzes ein Symbol ausschließlich für die toten Weltkriegssoldaten aus dem Ort. „In fast jedem Dorf werden die Gefallenen namentlich gewürdigt. Damit wird auch eine direkte Verbindung zu den Kindern und Enkeln hergestellt“, erklärte Gränert. Dagegen spricht nach Ansicht von Bräse die andere Struktur des Ortes: Die weitaus meisten der knapp 3000 Einwohner Wattenbeks sind nach dem Krieg in die Gemeinde gekommen.

„Wir wollen keine Gefallenen erster und zweiter Klasse“, sagte der Bürgermeister. Und nicht nur Volker Techow zeigte sich „befremdet“ von dem Brief der Seniorengruppe, der in örtlichen Wochenblättern abgedruckt wurde. In dem Schreiben warf der Arbeitskreis, wie berichtet, der Gemeindevertretung eine Hinhaltetaktik vor. „Wir haben uns viele Gedanken gemacht und intensiv mit den Leuten gesprochen. Lasst den Stein so bleiben, unsere Eltern waren schließlich die Betroffenen – und die haben sich bei ihrer Entscheidung etwas gedacht“, erklärte Techow.

Trotz der ablehnenden Haltung will der Arbeitskreis auch in Zukunft Überzeugungsarbeit leisten. Ob die Gruppe einen Bürgerentscheid auf den Weg bringen will, ließ Peter Gränert offen.

Für die Gemeindevertreter bezieht sich die Inschrift des Wattenbeker Ehrenmals auf alle Opfer von Krieg, Gewalt oder Terror. Fotos ti

Peter Gränert appellierte vergeblich an die Gemeindevertretung, eine Namensnennung der Weltkriegsgefallenen am Wattenbeker Ehrenmal in Betracht zu ziehen.