Kieler Nachrichten 29.11.06

Es ist ein Kreuz

Handball-Schwestern erlitten den gleichen Bänderriss im Knie

Von Jörg Lühn

Wattenbek – Zwei Schwestern, vier Knie, acht Kreuzbänder – zwei Risse. Pech oder seltsamer Zufall? Auf jeden Fall haben die Kreuzbandschäden von Nina und Mirja Schulz schon für Aufsehen gesorgt. Das Duo spielt beim ambitionierten Frauen-Bezirksligisten TSV Wattenbek Handball und dort zudem eine tragende Rolle.

Nach dem verpassten Oberliga-Aufstieg im Frühjahr sollte in der Serie 2006/07 der Einzug in die höchste Landesklasse gelingen. Obwohl das Team zunächst noch enger zusammenrückte und sogar mit 9:3 Punkten in die Serie startete, haben sich die Hoffnungen auf ein erneutes Erreichen der Aufstiegsrunde nach zwei Niederlagen in Folge reduziert. „Wahrscheinlich geht uns damit ein komplettes Jahr verloren“, sagt Obmann Ernst-Werner Jappe. Er kennt die Geschwister aus dem effeff. Von der der E-Jugend an haben beide bei ihm Handball gespielt.

Als erste war Nina im Pech, in einem Vorbereitungsspiel im August gegen den ATSV Stockelsdorf. „Ich wusste gleich, dass etwas Schlimmes passiert ist“, erzählt die 21-jährige Linksaußen von ihren missglückten Wackler. Der Vorahnung folgte die Diagnose: Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie. Der erste schwerere Schlag für den TSV Wattenbek.

Es kam noch schlimmer: Am Vorabend von Ninas Operation verletzte sich am 10. September auch Schwester Mirja im ersten Punktspiel beim SV Tungendorf. Die 20 Monate jüngere Rückraumspielerin war nach einem Sprungwurf unsanft gelandet. Einziger Unterschied zu Nina: Mirja erlitt den Riss im rechten vorderen Kreuzband. Nach dem ersten Schock stand für Trainer Andreas Juhra fest, dass beide über ziemlich gleiche Gene verfügen müssen. „Wir haben sie sogar schon Zwillinge genannt“, sagte er. Rei- ner Galgenhumor.

Beide befinden sich nach ihren Operationen bei Dr. Frank Pries in Kronshagen inzwischen in der Rehabilitation. Zunächst Oberkörper- und Bauchmuskeltraining, später folgte Rad fahren. An Joggen oder Balltraining ist vorerst nicht zu denken. Doch auf die Spiele ihres Klubs und das Training haben sie dennoch nie verzichtet. Wann immer es ging, waren sie bei der Mannschaft. Sie leiden und fiebern mit ihrem Team. „Weil sie Handball leben, denken und fühlen“, sagt Trainer Juhra.

Genau diese Tugenden sowie ihre Torgefährlichkeit und Vielseitigkeit machte beide auch für andere Klubs interessant. „Aber wir bleiben dem TSV Wattenbek treu“, versichert Nina und Mirja nickt zustimmend. Die beiden verstehen sich blind, im richtigen Leben und auf dem Handball-Feld. Aber die Wattenbeker Kameradinnen müssen sich voraussichtlich noch bis September 2007 gedulden, ehe die Schwestern das Comeback feiern. Eine lange Zeit.

Sie können schon wieder lachen: Mirja (links) und Nina Schulz helfen sich nach der erfolgreichen Operation auch in der Rehabilitation gegenseitig. Foto ör