Kieler Nachrichten 18.11.06

Jugendliche haben keine Lust auf Kommunalpolitik

Bordesholms Jugendpfleger möchte Projekt „Jugendrat“ trotzdem im Auge behalten

Von Sven Tietgen

Bordesholm – Einen Jugendrat wird es in der Gemeinde Bordesholm vorerst nicht geben: Zahlreicher Bemühungen zum Trotz konnten bisher keine Jugendlichen für eine Mitarbeit in so einem Gremium gewonnen werden. Der Grund: Die jungen Leute haben schlicht und einfach keine Lust auf Ortspolitik.

Im vergangenen Jahr starteten die ersten Aufrufe zur Bildung eines Jugendrates. Wie in der Nachbargemeinde Wattenbek sollte dieses regelmäßig tagende Gremium von der „richtigen“ Ortspolitik zu Themen angehört werden, die Jugendliche betreffen – von der Spielplatzgestaltung bis hin zur Mitsprache am Ortskernprojekt „Alter Mühlenhof“. Sogar eine Satzung inklusive Sitzungsgelder für die zu wählenden Jugendvertreter wurde ausgearbeitet. Gemeindejugendpfleger Wolfgang Schildt plante zudem eine Kandidatenvorstellung im Rahmen eines Streetball-Turniers – ohne Ergebnis.

Während der jüngsten Sitzung des Jugend- und Sozialausschusses räumte Schildt jetzt das Scheitern des Projektes Jugendrat ein. „Wir wollen trotzdem am Ball bleiben und es weiter versuchen“, erklärte der Sozialpädagoge. Auch die SPD-Fraktion forderte weitere Bemühungen in Richtung gewählte Jugendvertretung. Geht es nach den Ergebnissen einer nicht repräsentativen Umfrage unserer Zeitung an der Realschule sowie der Lindenschule, dürfte diese Forderung nicht umsetzbar sein.

Denn von den rund 20 be-fragten Neunt- und Zehntklässlern wussten viele nichts mit dem Begriff Jugendrat anzufangen. Selbst nach einer Erläuterung herrschte bei den Jugendlichen nahezu kollektive Ratlosigkeit. „Das bringt doch nichts“, meinte etwa Henrike Westphal. „Für mich ist das kein Thema“, winkte auch der Realschüler Timon Lange ab. Seine Mitschülerin Magalie Meis zeigte sich aber neugierig: „Ich finde den Jugendrat interessant, aber mitarbeiten möchte ich im Moment eher nicht“.

Wie Wolfgang Schildt sieht auch der Leiter des Bordesholmer Jugendtreffs, Frank Bertram, die Zukunft der gesetzlich geforderten Teilhabe von Jugendlichen in projektbezogenen Aktionen. „Gremienarbeit ist nicht das Ding von Jugendlichen, die haben keine Lust auf Aktenstudium. Sie wollen sich viel lieber in konkrete Vorhaben einbringen – und könnten über jugendgerechte Veranstaltungen ihre Meinungen zu Projekten im Ort gehört werden“, erklärte Bertram.

Die große Mehrheit der Bordesholmer Realschüler konnte bei einer Umfrage auf dem Schulhof mit dem Begriff Jugendrat wenig anfangen. Fotos ti

Magalie Meis findet eine Jugendvertretung im Ort interessant.

Henrike Westphal hält nichts von einem Bordesholmer Jugendrat.

Für Timon Lange ist ein Jugendrat kein Thema.