Kieler Nachrichten 17.11.06

Jugenddelikte machen Sorgen

Zahl der Straftaten stieg – bei jeder fünften war ein Jugendlicher beteiligt

 

Bordesholm – Die Zahl der Straftaten in Bordesholm und dem Umland ist deutlich in die Höhe geschnellt: Bis gestern wurden in diesem Jahr bereits 870 Diebstähle, Sachbeschädigungen oder Körperverletzungen gezählt – und der Anteil der jugendlichen Täter steigt ebenfalls.

Mit einem Sachbearbeiter für den Bereich Jugenddelikte kommt die Polizeizentralstation Bordesholm schon länger nicht mehr aus: Neben Polizeihauptmeister Michael Haß ermittelt auch Polizeioberkommissar Stefan Plate bei jungen Tatverdächtigen, spricht mit deren Eltern oder nimmt das Umfeld unter die Lupe. Und da gibt es für die beiden Beamten reichlich zu tun: Von den 870 Straftaten – ein Plus von 156 gegenüber 2005 – gingen 21,8 Prozent auf das Konto von Jugendlichen.

Den Löwenanteil machen nach wie vor Diebstähle aus. Dazu gehören laut der Statistik, die nach dem Wohnortprinzip aufbereitet wird, auch Ladendiebstähle von jungen Bordesholmern in Kiel oder Neumünster. Fahrräder sind derzeit besonders als Beute beliebt: Allein im August wurden rund 30 Drahtesel entwendet. Zu denken gibt dem Leiter der Bordesholmer Polizeizentralstation, Wolfgang Szellas, dass von den gestohlenen Zweirädern ein hoher Prozentsatz in der Nähe von Jugendeinrichtungen wiedergefunden wurde.

In den knapp zehn Einrichtungen in der Region wohnen und leben Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen – und sie rücken nicht selten in den Ermittlungsbereich der Bordesholmer Beamten. „Wir arbeiten sehr gut mit den Betreuungseinrichtungen zusammen. Aber bei den dort lebenden Jugendlichen nutzen auch unsere Präventionsanstrengungen wenig – die jungen Leute sind in Großstädten aufgewachsen und haben kaum Bezug zum Ort“, erklärte Szellas.

Ein weiterer Grund für den signifikanten Anstieg von Jugenddelikten sieht der Polizeihauptkommissar in der geografischen Lage von Bordesholm: „Wir sind hier genau in der Mitte von Kiel und Neumünster, und der Ort ist gut mit dem Zug zu erreichen.“ ti

Mit Stefan Plate (vorn) und Michael Haß (Mitte) ermitteln in der von Wolfgang Szellas geleiteten Polizeizentralstation Bordesholm gleich zwei Beamte in Sachen Jugenddelikte. Foto ti