Kieler Nachrichten 16.05.06

Ländlich, prunkvoll oder ganz romantisch

Trauungen mit besonderem Flair bei Brautleuten immer beliebter

Von Anne Gothsch

Außergewöhnliche Orte für die standesamtliche Trauung werden immer beliebter. Die Anzahl kirchlicher Hochzeiten dagegen sinkt. Heiratswillige suchen heutzutage nach einem würdigen oder ausgefallenen Ambiente und meiden die eher nüchternen Trauzimmer in den Rathäusern. Das Angebot im Kreis Rendsburg-Eckernförde reicht vom ältesten ländlichen Gebäude Schleswig-Holsteins bis zum Prunksaal im Herrenhaus.

Im Pfarrhaus aus Grube sowie im Haus Heydenreich auf dem Gelände des Freilichtmuseums in Molfsee können jeden zweiten Freitag bis Ende September die Ringe getauscht werden. Bislang gibt es rund 20 Anmeldungen. Wie auch bei den anderen Beispielen nehmen jeweils Mitarbeiter der örtlichen Standesämter die eigentliche Trau-Zeremonie vor.

„Vor jeder Trauung werden die Räume und Eingänge von uns liebevoll dekoriert – mit Blumen und Gräsern, die zum Ambiente und möglichst auch zum Brautkleid passen“, erzählt Gabriele Rehr-Unrath. Sie ist Museumspädagogin und kümmert sich auch um die Veranstaltungen. Die Grundgebühr für das besondere Umfeld liegt bei 250 Euro, darin ist bereits der Eintritt für 20 Gäste und das Brautpaar enthalten. Größere Hochzeitsgesellschaften sind auch kein Problem. Vorteil bei schönem Wetter: Nach der Trau-Zeremonie kann die Gästeschar über das Ausstellungsgelände spazieren oder mit der Museumsbahn fahren. Für Kinder gibt es Interessantes zu entdecken, und zwei Restaurants sind zu Fuß erreichbar.

Zu jeder Jahreszeit gemütlich und romantisch geht es in der Räucherkate in Wattenbek zu. In dem über 200 Jahre alten, denkmalgeschützten Gebäude wird noch immer Schinken geräuchert. Das urige Bauernhaus, das der Gemeinde gehört, beherbergt auch ein Kultur-Café mit französischem Charme und dient seit 2003 als Hochzeits-Kate. Das Paar sitzt dann auf dem altrosafarbenen Brautsofa und hat – anders als allgemein üblich – die Gäste direkt im Blick. Den Tisch schmückt Petra Steffens, die das Café betreibt, mit frischen Rosen und Kerzen, bietet anschließend Sektempfang oder Kaffeetafel an. Trauungen werden hier auch sonnabends angeboten. Für die Kate fallen keine extra Mietkosten an. Platz ist für bis zu 100 Gäste, vorzugsweise im Sommer, wenn auch der Garten genutzt werden kann.

Als Bauernkate, aber deutlich bizarrer präsentiert sich die „Schoolkat“ in Langwedel. Seit vergangenem Jahr können Brautleute dort im Gemeindemuseum heiraten, allerdings nicht sonnabends. Zwischen Sense, Plätteisen, Forke und anderen geschichtsträchtigen Utensilien ist Platz für 20 Gäste. Die Gebühr von 100 Euro geht jeweils zur Hälfte an die Gemeinde und den örtlichen Kultur- und Museumsverein. Witzige Warnung für die Braut: In einer Ecke hängen Liebestöter aus Urgroßmutters Zeiten auf der Leine. Hartmut Lemke, Vorsitzender des Kultur- und Museumsvereins, rechnet für dieses Jahr mit zehn Trauungen.

Von einer weitaus höheren Anzahl geht man in den Herrenhäusern Emkendorf und Kluvensiek aus. Im prächtigen Gartensaal des mindestens 900 Jahre alten Herrenhauses Emkendorf können Heiratswillige seit 2003 ins Eheleben starten und sich dabei königlich fühlen. Denn neben Rittern und Grafen residierte dort sogar der englische König Georg I. für einige Zeit. Im Gartensaal ist Platz für maximal 100 Gäste. Bislang gibt es zehn feste Anmeldungen, etliche Anfragen und Besichtigungswünsche. Meist wird der Raum für eine Stunde (130 Euro) gemietet, das reicht für die Trauung und das Anstoßen mit einem Glas Sekt oder Champagner. Zusätzliche Wünsche werden gern erfüllt. Nur sonnabends gibt es keine Termine.

Anders im Herrenhaus Kluvensiek: Dort werden Paare auch sonnabends getraut. „Da finden bei uns die meisten Hochzeiten statt“, berich- tet Heidrun Biernat, Hausdame im neoklassizistischen Anwesen in der Nähe des Nord-Ostsee-Kanals. „Auf Wunsch können wir die gesamte Hochzeitsfeier ausrichten. Dann steht das ganze Haus oder ein Teil zur Verfügung, die große Terrasse und der Garten können genutzt werden. Bei schönem Wetter ist die Trauung auch im kleinen Pavillon im Garten möglich“, erklärt die Hausdame. Das Komplettangebot hat zwar auch seinen Preis – allein die Raummiete liegt zwischen 300 und 900 Euro, je nach Anzahl der Räume und Gäste (maximal 160). Doch schon jetzt liegen 60 Anmeldungen für dieses Jahr vor.

Traditionell ist der Mai der Hochzeitsmonat. In diesem Jahr kommt ein weiterer beliebter Termin hinzu: der 6. 6. 2006. Foto dpa