Kieler Nachrichten 31.03.06

Sorgenvolles „Ja“ zur Fusion

Politiker aus Loop, Bissee, Reesdorf und Negenharrie diskutierten über Verwaltungsreform

Loop/Bissee/Reesdorf/Negenharrie – Vier Dörfer, ein Thema: In Loop, Bissee, Reesdorf und Negenharrie diskutierten die Gemeindevertretungen am Mittwochabend über die bevorstehende Verwaltungsfusion mit der Gemeinde Bordesholm. Fazit: Die Gründung eines gemeinsamen Amtes unter Führung eines Amtsdirektors wird in allen Gemeinden befürwortet. Kritische Statements gab’s wegen des angedachten Rathaus-Neubaus.

 
Von Frank Scheer und Sven Tietgen

 
So richtige Begeisterung wollte bei der Debatte im Looper Landhaus beim Thema Fusion nicht aufkommen. Deutlich wurde: Die Vorbehalte gegen eine Zusammenlegung sind groß. Gemeindevertreter Hans-Wilhelm Franck merkte an, dass er die immer wieder angeführten Spareffekte einer Fusion noch nicht sehe. Bürgermeister Torsten Teegen warnte zudem vor vorschnellen Beschlüssen: „Das Amt sollte sich nicht durch die so genannte Hochzeitsprämie von 250 000 Euro drängen lassen. Die zahlen die Kommunen doch eh. Mir ist wichtig, dass die Verwaltung funktioniert. Es wäre schlecht, wenn man mit den Mitarbeitern oder der Führung nicht zurechtkommt.“

Die Looper stimmten auch für einen Rathaus-Neubau. Der soll nach Schätzungen 2,9 Millionen Euro kosten. „Ich bin eigentlich dagegen, aber ein Gutachten belegt, dass ein Neubau billiger als eine Totalsanierung ist“. Gemeindevertreter Mattias Stekkelies kritisierte, dass kein zweites unabhängiges Rathaus-Gutachten eingeholt wurde. Die Looper Bedingung für einen Neubau: Man steckt kein weiteres Geld in die Sanierung des alten Gebäudes. Die 80 000 Euro, die jetzt für den Brandschutz ausgegeben werden, halten einige Gemeindevertreter für Geldverschwendung.

Bissees Bürgermeister Klaus-Dieter Mengel machte deutlich, dass eine schlankere Verwaltung in die Zeit passe. Mit Bordesholm gewinne man einen schlagkräftigen Partner, fügte er hinzu. Zu denen, die sich vom bisherigen Amt gedanklich noch nicht so richtig lösen können, betonte er: „Zukünftig wird man sich überall noch von ganz vielen Dingen trennen müssen.“ Wichtig sei auch, dass man den Verwaltungsstandort Bordesholm festige. Sehr kontrovers wurde aber das Thema Neubau diskutiert. „Zahlen könne man in jede Richtung beeinflussen“, hieß es bezüglich des Gutachtens.

In Negenharrie sprach man sich für den Neubau aus. Allerdings befürchte man, dass der teurer werde und dass dadurch die von Gemeinde und Amt zu tragende Summe von 1,1 Millionen Euro höher sein könnte, erklärte Bürgermeister Hans-Jürgen Leptien. Richtig nachvollziehen könne man in seiner Gemeinde auch nicht, dass im Neubau mehr Platz als im alten Gebäude sein soll. Sehr kritisch sieht das Gremium die Brandschutzinvestition – gerade im Hinblick auf einen möglichen Auszug in wenigen Jahren. Die Negenharrier votierten zwar für das gemeinsame Amt, Sorge bereitet aber die mögliche Stimmenverteilung in einem zukünftigen Amtsausschuss, bei dem jeweils 100 Einwohner als eine Stimme gelten sollten. Im Hinblick auf die Bevölkerungsmehrheit von Bordesholm bewertet man das als „nicht ganz gerecht“.

In Reesdorf, der kleinsten Gemeinde im Amt, waren sich die Gemeindevertreter schnell einig – und brachten gleich den derzeitigen Leiter der Amtsverwaltung als Führungsperson ins Spiel. „Wir wollen Heinrich Lembrecht als zukünftigen Amtsdirektor“, sagte Bürgermeister Bernd Jamrath. Einstimmig votierte man für einen Rathausneubau in der erweiterten Version. In der Finanzierung des Umlandanteils von geschätzten 440 000 Euro sieht das Gremium kein Problem. „Das Amt spart doch dafür, da sind bereits 275 000 Euro in der Rücklage“, so Jamrath.

Andreas Evers (Reesdorf) machte sich wie die übrigen Gemeindevertreter für einen Rathaus-Neubau stark. Foto ti

Mattias Stekkelies (Loop) kritisierte scharf, dass kein zweites Rathaus-Gutachten eingeholt wurde. Foto fs

Bürgermeister Hans-Jürgen Leptien (Negenharrie) befürchtet, dass ein Neubau mehr kosten wird als veranschlagt. Archivfoto ti