Kieler Nachrichten 26.06.06

Wanderung ins „Reich der wilden Kühe“
 

Im Eidertal leben etwa 40 Heck-Rinder fast ohne Kontakt zu Menschen

Techelsdorf – Scheu sind sie, die Heck-Rinder, die auf den wilden Weiden in der Eiderniederung zwischen Kiel und Bordesholm leben. Um mehr über die kaum an Menschen gewöhnten urtümlichen Viecher zu erfahren, lohnt die Teilnahme an einer geführten Wanderung in das fast 400 Hektar große Areal, in dem die Heck-Rinder zusammen mit einer Herde Konik-Wildpferde leben.

Von den Wildpferden war am Wochenende allerdings kein Schweifhaar zu sehen. „Die sind im Moment alle im südlichen Bereich bei Hoffeld“, erklärte Natur- und Landschaftsführerin Helge Löbbecke der zehnköpfigen Gruppe, mit der sie von Techelsdorf aus zu den wilden Weiden aufgebrochen war. Das Eidertal und den darin verlaufenden gut zehn Kilometer langen Wanderweg kannten viele der Teilnehmer schon. Die Wanderung mit Helge Löbbecke bot aber die Gelegenheit, vom Weg abzuweichen und unmittelbar das „Reich der wilden Kühe“ zu erforschen. Dabei erklärte die kundige Führerin natürlich auch, dass die Heck-Rinder ihren Namen von zwei Brüdern und Zoologen mit Namen Heck haben, die in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit der Rückzüchtung von Hausrindern begonnen hatten. Vorbild war den Brüdern der vor etwa 300 Jahren ausgestorbene Auerochse, der Urahn aller Hausrinder. Die Heck-Rinder kommen diesem Bild schon wieder recht nah. Fast ohne Kontakt zu Menschen leben knapp 40 dieser Tiere das ganze Jahr über im Eidertal. Das Gelände gehört der Stiftung Naturschutz. Gemeinsam mit den Wildpferden haben die Rinder die Aufgabe, die Landschaft „offen“ zu halten: Sie sollen Büsche und Bäume daran hindern, das feuchte Niedermoorgelände entlang der Eider zu überwuchern. So sorgen die Tiere für ein Landschaftsmosaik ganz unterschiedlicher Beschaffenheit, das einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren Lebensräume bietet. Sogar die von den Hufen in den Boden getretenen Löcher spielen darin eine Rolle, wie Helge Löbbecke erklärte.

Dass festes Schuhwerk und ein Fernglas für diese Wanderungen nützlich sind, zeigte sich auch am Wochenende: Erst nach gut einer Stunde Wanderung konnten die Teilnehmer aus respektvoller Entfernung die Heck-Rinder und ihre wenige Monate alten Kälber beobachten. Gelohnt hatte sich der Ausflug aber allemal: „Es ist allein schon schön, hier mal so in der Fläche zu sein. Hier kommt man ja sonst gar nicht hin“, freute sich eine Teilnehmerin. kst

Die nächsten Wanderungen mit Helge Löbbecke sind am 21. Juli und 18. August, jeweils zwischen 16 und 18 Uhr. Treffpunkt ist die Einmündung Wiesenweg in Techelsdorf. Erwachsene zahlen 4 Euro, Kinder 2 Euro.


 Anhand ausgewählter Pflanzen gab Helge Löbbecke (links) auch einen Überblick über den Speiseplan der halbwilden Bewohner des Eidertals. Kaum an Menschen gewöhnt, lassen sich die Heck-Rinder meist nur mit Fernglas oder einem langen Teleobjektiv gut beobachten. Fotos kst