Kieler Nachrichten 25.07.06

Der Kreisbaurat, der Hexenbesen liebte
 

Heimatstube im Klosterstift widmet Johann Garleff eine Ausstellung

Von Frank Scheer

Bordesholm – Über Jahrzehnte gestaltete der Architekt und Kreisbaurat Johann Garleff (1878 bis 1776) Bordesholm und die Region zwischen Kiel und Neumünster mit – außerdem hat er „Hexenbesen“ in Fassaden kreieren lassen. „Ohne ihn wäre der Ort nur halb so schön“, findet Paul Steffen, Kulturbeauftragter der Gemeinde Bordesholm. Deshalb widmet die Heimatstube im Klosterstift am Lindenplatz dem Baumeister eine Ausstellung. Die Vernissage beginnt am Sonnabend, 29. Juli, um 15 Uhr.

Garleff machte in Oldenburg eine Lehre zum Zimmermann, legte 1899 sein Examen an der Baugewerkschule in Eckernförde ab und studierte bis 1905 an der technischen Hochschule in Karlsruhe Architektur. „Die Brüder-Grimm-Schule in Kronshagen ist wohl mit das schönste Gebäude, das Garleff je gebaut hat“, berichtet Steffen, der während der Ausstellungseröffnung kurz über das Lebenswerk berichten wird, im Gespräch mit unserer Zeitung. 1912 wurde die heutige Grundschule gebaut – die im eigenwilligen Jugendstil gebaute Halle steht unter Denkmalschutz. Sogar die reich verzierte Eingangstür ist gut erhalten geblieben.

In Bordesholm selbst hat der Diplom-Ingenieur Gebäude wie das Alte Kreishaus in der Heintzestraße (darin arbeitete er als Kreisbaurat von 1908 bis 1932) oder Straßenzüge wie die Holstenstraße (dort wohnte er im Gebäude mit der Hausnummer 57) entscheidend mitgeprägt. Auch den Altbautrakt der heutigen Hans-Brüggemann-Realschule (damals Volksschule) plante der Architekt. In Bissee, Blumenthal oder Molfsee wurden die Dorfschulen nach seinen Plänen gebaut, für die Rudolf-Tonner-Schule in Neumünster zeichnete er auch verantwortlich. Die Heimatstube stellt während der Ausstellung eine stattliche Reihe seiner Bauwerke in Wort und Bild vor, dazu werden viele Dokumente und sein Werdegang präsentiert. In einem Neubaugebiet an der Kieler Straße ist eine Straße nach dem Kreisbaurat benannt – allerdings fehlt am Straßenschild ein kleines, blaues Hinweistäfelchen, auf dem wie bei Persönlichkeiten üblich Informationen zum Leben zu lesen sind.

Garleff war es laut Paul Steffen auch, der den gemauerten „Hexenbesen“ oder „Donnerbesen“ in Fassaden neben den Eingängen darstellen ließ. „Dadurch hoffte man, die bösen Geister abzuwehren.“ Besonders gut sind diese Fassadenarbeiten im Eingangsbereich des ehemaligen „Beamtenhauses“, dem heutigen Gästehaus des Hotels Carstens, in der Bordesholmer Holstenstraße zu sehen.

Die Ausstellung läuft bis 24. September; Öffnungszeiten Sonnabend/Sonntag jeweils 14 bis    17 Uhr

Vertreibt böse Geister: der gemauerte Hexenbesen.

Schmuck verziert: Eingangstür der Halle in Kronshagen. Foto hfr

Im Alten Kreishaus in Bordesholm arbeitete Johann Garleff als Kreisbaurat. Fotos Scheer