Kieler Nachrichten 28.01.06

Landwirte bauen Biokraftwerk 

Vier mögliche Standorte sind im Gespräch 

Von Sven Tietgen 

Brügge – Ein Konsortium aus mehreren Dutzend örtlichen Landwirten will in der Region Brügge/Bordesholm ein Biomassekraftwerk errichten. Eine Entscheidung über die genaue Platzierung der Anlage zur Erzeugung von Strom und Wärme soll in den kommenden Tagen fallen – vier Standorte sind derzeit im Gespräch.
Neben dem ökologischen Gewerbegebiet in Bordesholm, dem Außengelände des Klärwerks Reesdorf sowie einem Stück Ackerland im Brügger Ortsteil Eiderhöhe stand während der Einwohnerversammlung in Brügge am Donnerstag vor allem die Ackerfläche an der Kreisstraße 15 im Mittelpunkt. „Ein hoch interessanter Standort“, formulierte der Bordesholmer Planer Garloff Langenbecker bei der Vorstellung des Projektes vor 35 Zuhörern.

Kernstück der Anlage ist ein so genannter Fermentor: In den gut 16 Meter hohen und ebenso breiten Kessel wird anfangs Rindergülle gefüllt, auf 37 Grad geheizt und dann beständig mit Maissilage „gefüttert“. Unter Luftabschluss vergärt der Mais und produziert Gas, das einen Motor antreibt, der wiederum über einen Generator Strom erzeugt. Ein Megawatt pro Stunde soll die Anlage produzieren und in das Energienetz einspeisen, zudem entsteht die gleiche Menge an Wärmeenergie.

Als Brennstoff für das Biomasse-Kraftwerk sollen pro Jahr gut 15 000 Tonnen einer speziellen Maissorte dienen – auf 300 Hektar angebaut von den Landwirten, die gleichzeitig die Anlage mit einem Investitionsvolumen von drei bis vier Millionen Euro betreiben wollen. Nur zur rund zweiwöchigen Erntezeit im Herbst ist viel Anlieferverkehr eingeplant: Dann soll die mehrere tausend Quadratmeter umfassende Maissilage gefüllt werden.

Eine Geruchs- oder Lärmbelästigung soll von der Anlage nicht ausgehen. Das konnten die Brügger Gemeindevertreter nach einem Besuch der Biogas-Anlage im nordfriesischen Viöl bestätigen: „Es riecht leicht nach Silage, wie auf einem Bauernhof“, erzählte Bürgermeister Kärgel. Das Dorfparlament steht dem Vorhaben grundsätzlich positiv gegenüber – und will auf der Gemeindevertretersitzung am Montag, 30. Januar, im nichtöffentlichen Teil einen Grundsatzbeschluss fassen. 

Eine Standortentscheidung wollen die in einer Interessengemeinschaft organisierten Landwirte in den nächsten Tagen fällen. Unabhängig von der Lage würden die Versorgungbetriebe Bordesholm (VBB) von dem Projekt profitieren: Laut VBB-Geschäftsführer Frank Günther ist eine Biogas-Leitung zum Blockheizkraftwerk am Eiderkampsredder im Gespräch, mit der Wärme produziert und in das Fernwärmenetz des kommunalen Energieunternehmens eingespeist werden kann. „Wir stehen dem Biomasse-Kraftwerk sehr positiv gegenüber“, erklärte Günther.

Die Ackerfläche an der Kreisstraße 15 schräg gegenüber dem Klärwerk Reesdorf hatte die Gemeinde Brügge ursprünglich für den Bau einer Sporthalle gekauft – jetzt ist sie ein potenzieller Standort für das Biogasanlagen-Projekt. Foto Tietgen