Kieler Nachrichten 16.01.06

Auf dem Weg zur Kunstform

Patchwork-Ausstellung im Wattenbeker Schalthaus zeigt anspruchsvolle Arbeiten

Von Anke Baumann

Wattenbek – Die klassische Anordnung geometrischer Formen, die man mit Patchwork gemeinhin verbindet, gibt es zwar noch, wird jedoch mehr und mehr von nicht mehr streng geometrischen Formen sowie konkreten bildlichen Motiven abgelöst. Diesen Eindruck konnten jedenfalls die Besucher der dritten Patchwork-Ausstellung des Kulturkreises Wattenbek am Wochenende bekommen.

Immer häufiger greifen die 15 Kunsthandwerkerinnen der Gruppe zu Stoffen, die nicht mehr entweder nur uni-farben oder mit Fantasiemustern, sondern mit konkreten Motiven bedruckt sind. So weist zum Beispiel jedes zweite Quadrat einer in Blautönen gehaltenen Decke von Maike Schurbohm ein verschneites Haus auf. Die übrigen Quadrate zieren abstraktere Formen, in denen man die Strukturen einer Schneeflocke erkennen kann. Andere Arbeiten wirken besonders aus der Ferne. Da sind Versatzstücke aus Landschaftsbildern neben Großdarstellungen von Blumen genäht. „Das sind Arbeiten, die die Frauen für sich gemacht haben“, erklärt Helga Gießelmann, Mitorganisatorin der Ausstellung. Daneben gebe es aber auch so genannte Themenarbeiten, beispielsweise die Verarbeitung der Farben Weiß, Rot und Schwarz.

Eine weitere Aufgabe, die sich die Patchworkerinnen gestellt hatten, nennt Helga Gießelmann „Wundertütenquilt“. Jede Quilterin stellt eine Tüte mit bunt zusammen gewürfelten Stoffresten sowie allerlei Aufnähaccessoires wie Federpüschel, Pailletten oder Knöpfe zusammen. Per Zufallsprinzip erhält eine andere Quilterin diese Tüte und muss aus den Zutaten spontan ein kleines Werkstück herstellen. „Das ist eine ganz schöne Herausforderung“, erzählt Helga Gießelmann. „Wenn die Tüte nicht unbedingt meine Lieblingsfarben enthält, ist das manchmal schon ganz schön schwierig, daraus etwas zu machen.“

Aber auch mit den Lieblingsfarben und -stoffen ist Patchworken und Quilten eine anspruchsvolle Angelegenheit. Da sind nicht nur designerische Fähigkeiten gefragt. Man braucht auch eine ruhige Hand für eine saubere Naht sowie Geduld für das Zusammenfügen der Einzelteile und das Erstellen der komplizierten Quiltnähte. Die Wattenbekerinnen sind auf dem besten Wege, dieses Hobby zu einer Kunstform zu erheben.

Ein Teil der Patchwork-Ausstellung zeigte „Arbeiten mit den Farben Rot, Schwarz, Weiß und Grau“. Die vierjährige Klara (kleines Foto) präsentiert den ersten Versuch ihres Lebens. Fotos Baumann