Kieler Nachrichten 14.01.06

Tödliche Gefahren bei Rathausbrand
 

Extreme Mängel im Feuerschutz beschäftigten Hauptausschuss

Von Frank Scheer

Bordesholm – Der Brandschutz im Bordesholmer Rathaus ist ungenügend. Im Falle eines Brandes sind die Mitarbeiter stark gefährdet. Das geht aus einem Mängelbericht des Kreis-Brandschutzingenieurs Ernst-Johannes Brandt hervor. Haarsträubend ist, dass viele Mängel bereits seit der Einweihung 1973 bekannt sind.
Brandt stand den Mitgliedern des Hauptausschusses am Donnerstagabend Rede und Antwort. Zunächst wies er darauf hin, dass man sich beim Bau des Rathauses 1972 nicht an den genehmigten Plan gehalten habe, Rauchmeldeanlage und Nottreppe außen fehlten. „Daher ist 1973 die Gebrauchsabnahme nicht erteilt worden“, berichtete er. 1982 und auch 2002 seien die jeweiligen Bürgermeister auf die Mängel hingewiesen worden, Konsequenzen darüber hinaus gab’s für die Kommune und das Amt, die beide in dem Gebäude beheimatet sind, nicht. Irgendwann wurden zumindest Rauchmelder installiert und Aktenschränke aus den Fluren entfernt.

Als umgehende Sofortmaßnahmen zum Schutz der Menschen würde der Kreis-Brandschutzingenieur das vom Keller bis in die zweite Etage offene Treppenhaus Stockwerk für Stockwerk isolieren. „Wenn’s im Treppenhaus brennt, dann ist das Haus in kürzester Zeit mit giftigem Qualm voll.“ Eine äußere Rettungsleiter müsste installiert werden, über die man beide Etagen verlassen kann. Eine Anekdote aus der Vergangenheit, die gar nicht zum Lachen animiert, gab Brandt auch preis: „Anfang der 90er-Jahre wurden die Fenster ausgetauscht. Dabei wurde aber nicht berücksichtigt, dass die lichten Durchlässe für Atemschutzgeräteträger zu eng sind.“ Des weiteren würde er die Rauchmeldeanlage mit der Rettungs-Leitstelle verbinden lassen.

Bürgermeister Norbert Baschke wies die Kommunalpolitiker eindringlich darauf hin, dass er wie auch der Amtsvorsteher die Verantwortung trage. 1980 gab es den letzten Brand, damals im Standesamt. „Ein Kerzengesteck auf dem Tisch hatte Feuer gefangen, alles ging glimpflich aus.“ Man könne sich, so Baschke, natürlich jetzt hinstellen und sagen „26 Jahre ist alles gut gegangen“ und alles so weiter laufen lasse. „Das Risiko ist mir aber einfach zu hoch.“ Rund 65 000 Euro würden die Maßnahmen im Treppenhaus, 25 000 Euro die Fluchttreppe kosten. Er wäre bereit, dieses Geld auszugeben. „Auch, wenn die Debatte über den Bau eines neuen Rathauses im Zentrum noch nicht abgeschlossen ist.“ Helmut Berger (FDP) betonte, dass die Mängelliste nicht als Druckmittel für ein neues Rathaus missbraucht werden dürfte. Scharf kritisierte er, dass in der Vergangenheit nichts von Gemeinde und Kreis unternommen wurde. „Das ist fahrlässig gewesen.“

Prof. Gerd Stock (Grüne) sagte, dass nötige Maßnahmen auch sofort gemacht werden sollten. „Selbst wenn ein neues Rathaus gebaut wird und wir für die jetzigen Maßnahmen verhauen werden.“ Dieter Gläßel (SPD), der lange Zeit stellvertretender Wehrführer war: „Die Zustände sind von der Feuerwehr kritisiert worden.“ Und Jörg-Roger Peters (CDU) fragte, ob man eine Gefährdung auf sich nehmen sollte, nur um Geld zu sparen. Im Kooperationsausschuss wird Baschke nächste Woche mit den Amtsvertretern die Problematik erörtern. Mit 40 Prozent müsste sich das Umland beteiligen.    

Ein Kritikpunkt: das offene Treppenhaus im Bordesholmer Rathaus. Foto Scheer