Kieler Nachrichten 12.01.06

Eiszeitverein gibt Museum auf –

Das Geld reicht nicht

Sonntag außerordentliche Mitgliederversammlung – Tiergartenvereinigung überrascht

Von Frank Scheer

Bordesholm/Neumünster – Für das Eiszeitmuseum ist das Kapitel Bordesholm offenbar abgeschlossen. Bis Ende des Monats wird die Einrichtung voraussichtlich ihre Sachen im Domizil gegenüber vom Hotel „Carstens“ packen – und zum Teil in Richtung Flensburg verfrachten – das jedenfalls sieht der Vorschlag des Vorstands vor, über den die Mitglieder am Sonntag bei einer außerordentlichen und nichtöffentlichen Versammlung in Bordesholm abstimmen werden.

„Geschlossen“ steht handschriftlich auf dem an der Eingangstür des Museums hängenden Zettel. Und daran werde sich in den nächsten rund zweieinhalb Wochen auch nichts mehr ändern, so Christian Baer, Vorsitzender des Trägervereins. „Der Vermieter hat sich bereit erklärt, den Mietvertrag Ende Januar enden zu lassen, einen Teil unserer Ausstellung können wir vorübergehend im Naturkundemuseum in Flensburg zeigen“, führte er aus. Die Aufgabe des Museums in der ehemaligen Brauerei in der Kieler Straße sei aus finanziellen Gründen notwendig. Die Mitglieder hätten am Sonntag keine Alternative. „Die Einnahmen reichen nicht aus, die Zahl der Besucher ging im letzten Jahr auf 11 000 zurück. 2004 kamen 15 000“, führte er aus. 2003 verzeichnete die Einrichtung sogar 18 500 Gäste. Weitere Details zu den Finanzen wollte er nicht mitteilen. Mit dem wissenschaftlichen Leiter, Dr. Gerald Kopp, habe man Ende 2005 eine Auflösung der festen Stelle „im gegenseitigen Einvernehmen“ erreichen können. Für die Person, die freiwillig ein ökologisches Jahr beim Verein absolvierte, sei eine andere Verwendung gefunden worden.

Der Eiszeitverein, der seit 2003 in Bordesholm mit dem Museum beheimatet ist (siehe Chronologie rechts), hatte im Oktober 2004 den Beschluss gefasst, mit der Tiergartenvereinigung Neumünster über einen Standortwechsel zum Tierpark in der Geerdtsstraße zu verhandeln. Im November 2005 hätten laut Baer die letzten Gespräche stattgefunden. Offen sei er für diese Lösung immer noch.

Gerd Kühl, Vorsitzender der Tiergartenvereinigung, sagte: „Der beabsichtigte Wechsel nach Flensburg ist eine Neuigkeit für mich. Über Dritte hatte ich gehört, dass der Verein bereits im Dezember eine Halle zum Unterstellen seiner Stück suchte. Ich hatte eigentlich erwartet, dass das Museum mit mir Kontakt aufnimmt.“ Offen ließ Kühl eine Antwort auf die Frage, ob die Integration des Eiszeitmuseums ins Tierparkgelände überhaupt noch anvisiert wird. Laut Kühl habe der Eiszeitverein geforderte Unterlagen immer noch nicht eingereicht. „Intern muss man sich jetzt Klarheit verschaffen, was man will.“

Am Haken: „Mücke“, die Hohlplastik eines Mammuts, wird im Januar 2003 auf einen Lkw nach Bordesholm verladen. Nun muss das Stück wieder umziehen. Archivfoto K. Köster