Kieler Nachrichten 05.01.06

Der Kreisel war der große Aufreger
 

Von Baustellen über Fusionspläne bis zu unerwünschten Hunden

Von Frank Scheer

Bordesholm – Anfang 2005 – man mochte den Begriff riesige Welle im positiven Sinne eigentlich gar nicht aussprechen. Aber eine eben solche riesige Welle an Spendenbereitschaft löste die Tsunami-Flutwelle auch in Bordesholm aus. Bis Mitte des Jahres kamen rund 30000 Euro zusammen. Mit dem Betrag wurde der Bau eines Waisenheimes in Hikkaduwa auf Sri Lanka mit unterstützt.

Dürften Bordesholmer den „Aufreger des Jahres 2005“ wählen, würde es der „Kreisel“ an der Postkreuzung aufs Siegertreppchen schaffen. Lange drehten sich Verwaltung, Planer und Politik zu Beginn des Jahres im Kreis. Dann wurde es ernst, der Bau begann Ende August – und damit in der Öffentlichkeit auch eine Grundsatzdebatte über das Für und Wider, vor allem wegen der Kosten: Erst sollte das Bauwerk 250000, dann 33000 Euro kosten. Letztlich kostete der Kreisel 655000 Euro – mit Bahnhofstraßenumbau, Planungskosten und Mehrwertsteuer versteht sich.

Parallel zum Kreisel-Streit gingen Geschäftsleute wegen der für die Bauarbeiten nötigen Sperrungen auf die Barrikaden – von „drastischen Umsatzeinbußen“ war die Rede. Mittlerweile hat sich der dicke Rauch verzogen und die Autofahrer dürfen im Kreis fahren – und „optisch“ macht das Ding schon etwas her. Seine Daseinsberechtigung wird der Kreisel aber demnächst erst beweisen müssen. Dann nämlich, wenn noch mehr Menschen als bisher durch die Einkaufsstraße fahren, um in das noch neu zu gestaltende Zentrum zu gelangen.

Die Gemeinde verhandelt zurzeit mit Investoren über das Wendeln-Areal, dessen Bebauung von August bis Dezember dem Erdboden gleichgemacht wurde. Eine fast 100-jährige Wirtschaftsgeschichte am Bahnhof endete damit – ein bisschen Wehmut beschlich schon den einen oder anderen, der beim Abriss zuschaute. Nur, das Rad der Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Und auf den Punkt brachte es ein älterer Mann beim Abbruch des Siloturmes: „Eine Bauruine schafft keine neuen Arbeitsplätze.“ Aber gerade die hofft die Gemeinde durch ein neues Zentrum anzulocken.

Auf einer anderen „Baustelle“ gab’s noch keine konkreten Beschlüsse: Das Amt Bordesholm-Land würde gerne die Gemeinde Bordesholm als 14. Kommune aufnehmen. Das ging den Bordesholmern aber ein wenig zu schnell. Grundsatzbeschlüsse wurden zwar gefasst, und klar ist auch, dass als Fusionspartner eigentlich nur das Amt in Frage kommt, aber einen richtigen Vorstoß hat man bisher nicht gewagt.

In der Region gab’s 2005 aber durchaus mehr als Tsunami-Hilfe, Kreisel-Streit, Abbruch-Staub, Fusionsstillstand. Die Stiftung Bürgerhaus machte im Januar auf sich aufmerksam: Die Eingangspforte zum Gelände in der Wildhofstraße wurde mit einem großen Vorhängeschloss dicht gemacht, weil zuvor mehrere Hunde ihre Geschäfte auf der vom Bürgerhauskindergarten genutzten Fläche verrichtet hatten. Hundehalter sehen die mehreren hundert Meter mehr, die sie zum Gassigehen in den Wildhof-Wald laufen mussten, als Affront. Privat sollen sich die Gegner kaum mehr gegrüßt haben – Unbeteiligte schüttelten nur mit dem Kopf. Der verkündete Kompromiss: Der Bau eines extra abgetrennten Weges für die Hundehalter auf dem Bürgerhausgelände. Das Ergebnis: Bisher ist diese Trasse noch nicht realisiert worden und das Tor ist schon lange wieder auf…

Im Februar stellte Christian Baer, Vorsitzender des Eiszeitmuseums, die noch in Bordesholm beheimatete Einrichtung den Mitgliedern der Tiergartenvereinigung Neumünster vor – der Verein hatte sich bereits im Oktober 2004 für Gespräche mit dem Tiergarten über einen Standortwechsel entschlossen. Bis jetzt hat sich wenig in punkto Umzugsplan getan – und die Verantwortlichen auf beiden Seiten wollen öffentlich nur wenig sagen. Kurz davor übernahm der ehemalige Bürgermeister Jürgen Baasch den Vorsitz im Handwerks- und Gewerbeverein. Für seinen langjährigen Einsatz in der Kirchengemeinde St. Marien erhält Erwin Vierth im selben Monat die Ansgar-Medaille.

Seit 27 Jahren hilft Horst Böhme beim Wattenbeker Dorffest – im März dafür gab’s einen dicken Strauß Blumen.

Im April bauten Mitarbeiter des Bauhofes die Inline-Skate-Anlage auf dem Sportzentrum Möhlenkamp ab. Zuvor gab’s immer wieder Probleme wegen Lärms, Mülls und Sachbeschädigungen. Mittlerweile hat die Gemeinde Wattenbek angefragt, ob sie die Geräte, die für 40000 DM angeschafft wurden, übernehmen könne.

Im Mai gab’s eine Hiobsbotschaft aus der Wirtschaft: Der Wattenbeker Anlagenbauer Hennig Dierk meldete Insolvenz an. Über die Hälfte der ehemals 50 Jobs gingen verloren. Außerdem strich der Schulverband den Bau einer neuen Sporthalle in Brügge aus seinen Investitionsplänen – die Finanzierung der Halle, die seit 1999 im Gespräch war, ist mittlerweile nicht mehr zu stemmen. Kaum ein Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr läuft ohne Heinrich Christensen – dafür gab’s im Mai Silber vom Landesverband.

Im Juni teilte der Motorsportclub Nordmark Kiel mit, dass bald Baubeginn für die Motocrossanlage in Reesdorf ist. Die Baugenehmigung lag im Juli vor, geschehen ist auf dem Gelände zwischen der Bahnlinie und der Kreisstraße 15 bis heute aber noch nichts. Zwei Ehrenamtler traten im gleichen Monat in den „Ruhe- stand“. Christa Prien aus Groß Buchwald, die sich mehr als zehn Jahre für die private Hilfsinitiative Sprungtuch engagiert hat und in dieser Zeit mehr als 250 Menschen aus Notlagen half, trat im Juni von der Bühne ab. Verabschiedet wurde auch Werner Plickert, der ein Jahrzehnt für Seniorenbelange in Bordesholm eingetreten ist.

Im Juli sorgten zwei Dinge für Schlagzeilen: Das BUNDEisvogelprojekt in Bordesholm ist geglückt, die ersten Jungtiere konnten beringt werden. Und in Groß Buchwald kündigte Landwirt Carl-Friedrich Söhrmann den Bau einer Hähnchenmastanlage an. Zwei Neubauten wurden im August eingeweiht: Der Radweg von Loop nach Neumünster-Einfeld und der Anbau der Hans-Brüggemann-Realschule.
   Die Freiwillige Feuerwehr Bordesholm feierte im September mit einem großen Programm ihren 125. Geburtstag, der Kulturbeauftragte Paul Steffen regte an, ein Heimatmuseum zu schaffen. Die St. Johanniskirchengemeinde

Brügge weihte im Oktober die neue Glocke – es handelte sich um einen Zweitguss, da der erste im Frühjahr nicht geklappt hatte. Im November stellt der Bauhof Schilder mit dem Hinweis Leinenzwang am Seerundweg auf. Am 2. Advent strömten wieder mehrere tausend Gäste zum Weihnachtsmarkt: Über den Reinerlös von 7200 Euro dürfen sich Vereine und Einrichtungen freuen.

Sorgte für viel Unmut nicht nur wegen der Kosten: Während des Umbaus des Bordesholmer „Kreisels“ klagten viele Kaufleute über Umsatzeinbußen. Foto Tietgen

Klappte erst im zweiten Anlauf: Die Johanniskirchengemeinde in Brügge weihte im Oktober ihre neue Glocke. Foto König

Erfolg beim Eisvogelprojekt: Dieter Schwarz konnte sich über Nachwuchs bei den Fischjägern freuen. Foto Tietgen