Kieler Nachrichten 20.12.06

„Es ist alles zu eingefahren“, findet Bürgerin Tanja Rogge

…und will jetzt rechtzeitig vor der Kommunalwahl eine Wählergemeinschaft gründen

Von Frank Scheer

Wattenbek – Tanja Rogge ist sich sicher: In der Gemeindevertretung Wattenbeks mit den beiden Parteien CDU und SPD müsste mal wieder ein frischer Wind wehen. „Es ist alles zu eingefahren“, sagt die 30-jährige Bankkauffrau. Die Folge seien absurde oder nicht nachvollziehbare Beschlüsse, wie zum Volkstrauertrag. Sie kündigt im Gespräch mit unserer Zeitung die Gründung einer Wählergemeinschaft an, um den Wattenbekern 2008 bei der Kommunalwahl eine Alternative zu bieten.

Bisher ist Tanja Rogge, die mit ihrem viereinhalbjährigen Sohn und Lebensgefährten Marco Schmalfuß in Wattenbek lebt, kommunalpolitisch noch nicht tätig gewesen. „Vielleicht liegt das aber im Blut, denn mein Vater ist seit Jahrzehnten für die CDU aktiv“, erzählt sie. Es handelt sich um Klaus Peter Lietz aus Mönkeberg, wo sie groß geworden ist. Mit vielen Entscheidungen in Wattenbek war sie in der Vergangenheit nicht einverstanden. „Das waren Kleinigkeiten. Das Fass zum Überlaufen brachte dann der Beschluss von CDU und SPD, dass trotz der Bitten von Senioren keine Namensliste für die Gefallenen der Weltkriege am Ehrenmal errichtet wird.“ Die Kommunalpolitiker begründeten die Ablehnung der Namenstafel damit, dass der Antrag einerseits zeitlich ziemlich spät komme. Zudem habe man durch die Inschrift „Für Euch“ alle Opfer von Krieg und Gewalt einschließen wollen. Die Senioren argumentierten ihrerseits, man wolle den „Toten durch die Namen ein Gesicht geben“. „Die eigentliche Gedenkfeier lief am 19. November ziemlich absurd ab. Der offizielle Teil, wo neben dem Bürgermeister nur ein Gemeindevertreter zu sehen war, wurde wie immer gestaltet. Nach dem Ende blieben die Senioren stehen und eine Namensliste der Gefallenen wurde verlesen.“ So etwas fördere die Politikverdrossenheit. Hautnah habe sie das miterleben können, denn die Eltern ihres Lebensgefährten hatten in der Arbeitsgruppe Ehrenmal mitgewirkt.

Auf einen ersten Aufruf in einem Wochenblatt hätten sich bereits sieben Personen gemeldet, die eine Wählergemeinschaft mit aufbauen möchten. Die Reaktionen angesichts ihres Engagement seien unterschiedlich. „Viele sprechen mir Mut zu. Tenor: Ich hätte ausgesprochen, was viele denken.“ Es gab aber auch schon einen „wütenden Anruf“. Kommunalpolitik lebe von der konstruktiven Auseinandersetzung, findet Tanja Rogge, „und die vermisse ich zurzeit im Ort.“ Für Januar plant sie ein erstes Treffen der Wählergemeinschaft, auf der Regularien abgesprochen werden sollen. Die Chancen für eine Wählergemeinschaft beim Urnengang im Sommer 2008 hält sie für gut. „Ich schätze, dass man auf einen Stimmenanteil kommt, mit dem man etwas mitgestalten kann.“

Bis 1986 gab es eine Wählergemeinschaft, Bürger für Wattenbek (BfW). Von 1970 bis 1978 gab es zusätzlich die Allgemeine kommunale Wählergemeinschaft (AKW), die mit Jakob Hinrichs auch für acht Jahre den Bürgermeister gestellt hatte.

Will in Wattenbek eine Wählergemeinschaft gründen: Tanja Rogge. Foto fs