Kieler Nachrichten 15.04.06

Mit Rathaus ein echtes Zentrum

Mehrheit für neues Verwaltungsgebäude auf Brotfabrik-Gelände in Bordesholm – FDP will Bau verhindern

Von Torsten Müller

Bordesholm – Die Grundsatzentscheidung ist mehrheitlich gefallen. Die Gemeinde Bordesholm will ein neues Rathaus bauen. Als Standort für das 3,2 Millionen Euro teure Projekt ist das frei geräumte Brotfabrik-Gelände am Bahnhof vorgesehen. Diese Entscheidung gaben Bürgermeister Norbert Baschke und Spitzenvertreter der Fraktionen am Mittwochabend bekannt.

Nach Ansicht des Verwaltungschefs diskutieren die Bordesholmer bereits „intensiv und kontrovers“ über das Thema. Deshalb lud er kurzfristig zu einer Pressekonferenz ins „alte“ Rathaus ein und unterbrach dafür seinen Urlaub. Auf dem Tisch lag eine Wirtschaftlichkeitsberechnung des Kieler Architekten Knud Schnittger. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass ein Neubau auf Dauer wirtschaftlicher wäre als eine umfangreiche Sanierung des jetzigen Rathauses. Auf 20 Jahre verteilt lägen die jährlichen Kosten pro Quadratmeter Nutzfläche nämlich bei 109 Euro (Neubau) beziehungsweise 111 Euro (Sanierung). Beide Investitionen könnte die Gemeinde ausschließlich über Kredite finanzieren.

Ausschlaggebend für den Neubau ist aber noch eine andere Rechnung: Da Bordesholm auf dem ehemaligen Gelände der Brotfabrik ein neues Ortszentrum entwickeln will, enthält die Gemeinde auch für den Rathausbau Geld aus der Städtebauförderung. 80 Prozent der Investition teilen sich Bund, Land und Gemeinde zu je einem Drittel. Demnach muss sie zusammen mit dem Amt Bordesholm-Land lediglich 47 Prozent der Gesamtkosten stemmen. Davon würde wiederum die Gemeinde 60 Prozent und das Amt 40 Prozent tragen.

Nach Angaben von Heinrich Lembrecht, dem Leitenden Verwaltungsbeamten des Amtes, hat sich der Amtsausschuss bereits im vergangenen Monat grundsätzlich für einen Neubau ausgesprochen. Nun sollen auch die Bürger überzeugt werden. In Bordesholm ist in naher Zukunft eine Einwohnerversammlung geplant. Dieter Gläßel, stellvertretender SPD-Fraktionschef, sah die Wirtschaftlichkeitsberechnung als Bestärkung der Position seiner Partei an: „Das neue Ortszentrum soll durch das Rathaus ein wirkliches Zentrum werden.“ Dies sei ein deutliches Signal für Investoren. Konkrete Interessenten gibt es aber noch nicht.

Auch die CDU spricht mittlerweile von einer „einmaligen Chance“ und steht voll hinter dem Neubau. Arno Meier (CDU), stellvertretender Bürgermeister, wies auf eine veränderte Situation hin: Das jetzige Rathaus von 1973 weise erhebliche Mängel auf. Zudem verlange die Verwaltungsstrukurreform eine neue Lösung, um Bordesholm als Verwaltungszentrum in der Region zu sichern. Auch habe die Gemeinde das Fabrikgelände mit 2,5 Millionen Euro gut zwei Millionen Euro günstiger erworben als ursprünglich angenommen. Fraktionskollege Jörg Niedersberg warnte, das Thema „parteipolitisch zu zerreiben“.

Die FDP bekräftigte aber ihren Widerstand. „Bei der Schuldenlage der Gemeinde können wir uns einen Neubau nicht leisten“, kritisierte Fraktionschef Helmut Berger. Seine Partei komme nach dem Gutachten zu anderen Schlussfolgerungen. Deshalb will Berger den Rathausbau verhindern – notfalls auch mit einem Bürgerentscheid.

Auf diesem 2,8 Hektar großen Gelände am Bahnhof will Bordesholm ein neues Ortszentrum errichten. Ein Drittel dieser Fläche soll ein Dienstleistungszentrum mit dem Rathaus einnehmen. Der Rest des Grundstücks ist für den Wohnungsbau vorgesehen. Foto TM