Kieler Nachrichten 30.09.05

Was Eltern blöd finden, muss noch kein Risiko sein

Vortrag und Diskussion um die „richtigen“ Fernsehsendungen für Kinder

Bordesholm – Wie lange sollten Kinder höchstens fernsehen dürfen und welche Sendungen? Wie viel Computer und Gameboy ist gut für mein Kind, und welche PC-Spiele sollte ich ihm vielleicht lieber verbieten? Um Fragen wie diese ging es am Mittwochabend bei einem Vortrag mit Diskussion in der Lindenschule in Bordesholm.
Als Referentin hatten die Fördervereine von Lindenschule und Grundschule Wattenbek sowie die Elternvertretungen der Realschule Bordesholm und der Grundschule Brügge Petra Wördehoff vom Heider Verein „Schnittpunkt“ eingeladen, der sich mit Medienerziehung und politischer Bildung beschäftigt. Die 38-Jährige ist für den Verein in ganz Schleswig-Holstein unterwegs, um in Schulen und Kindergärten Tipps für den Umgang mit modernen Medien zu geben.

Um Patentrezepte à la „Supernanny“ ging es dabei weniger. Eher gab es eine Anzahl von Anregungen, um sowohl Risiken als auch Chancen von Fernseher, Computer und Co. besser erkennen zu können.

Dabei sollten Eltern laut Petra Wördehoff zum Beispiel immer darauf achten, dass sie ihren persönlichen Geschmack bei der Beurteilung von Fernsehsendungen nicht einfach zum allgemein gültigen Standard erheben. Was Kinder toll finden, die Eltern aber blöd, muss noch lange kein Risiko für die Zöglinge darstellen.

Selbst Comic-Zeichentrickfilme, in denen die Akteure in tiefe Schluchten stürzen und immer wieder in Stücke gehackt werden, stellen laut Petra Wördehoff keine Bedrohung für Kinder dar: „Die Gewalt wird von Kindern ganz anders eingeschätzt. So lange kein Blut fließt und die Figuren immer wieder aufstehen, ist das für die Kinder ein Spaß.“

Um heraus zu finden, was für das eigene Kind eine „gute“ Fernsehsendung ist, weil das Kind dabei etwas lernen oder sich gut entspannen kann, sollten Eltern mit ihren Kindern reden. „Natürlich müssen sie ihre Kinder lenken, aber trauen Sie ihnen ruhig auch etwas zu“, riet die Referentin den Zuhörern.

Zum Thema Chancen und Risiken anderer Medien konnte Bärbel Volkers, Leiterin der Lindenschule, eigene Beobachtungen aus dem Schulalltag beisteuern. So habe das unter Jugendlichen verbreitete Verschicken von Kurznachrichten (SMS) per Handy zu einer spürbaren Verbesserung der Schreib- und Lesefertigkeiten unter den Bordesholmer Hauptschülern geführt.

Nicht zuletzt wegen der regen Beteiligung der Zuhörer musste Petra Wördehoff aus Zeitgründen den Abschnitt „Computer“ kürzen und das Thema „Werbung“ ganz weg lassen. Trotzdem zog Mitveranstalterin Simone Weimann vom Förderverein der Lindenschule eine gute Bilanz: „Es hat gute Diskussionen gegeben, und es hat ein Stück weit Beratung stattgefunden. Es war absolut positiv, dass Frau Wördehoff sowohl Chancen als auch Risiken aufgezeigt hat.“

In der Aula der Lindenschule referierte und diskutierte Petra Wördehoff zu Chancen und Risiken moderner Medien. Foto J. Köster.