Kieler Nachrichten 21.09.05

„Sonst ist der Kreisel fertig, und die Geschäfte sind pleite“

Geschäftsleute klagen und drängen auf Beschleunigung der Bauarbeiten

Von Sven Tietgen

Bordesholm – Die Kreiselbaustelle im Zentrum Bordesholms sorgt für blank liegende Nerven der Anlieger: Während der Infoveranstaltung der Gemeinde zum Verkehrsprojekt am Montag klagten die Geschäftsleute über massive Umsatzeinbrüche und erzwungene Entlassungen – und drängten auf Änderungen bei der Verkehrsführung wie der Baustellenorganisation.

Bürgermeister Norbert Baschke und Planer Christoph Krüger warteten zunächst mit guten Nachrichten auf: Dank des Einsatzes einer zweiten Baukolonne konnten gestern die ersten Bordsteinkanten für die Inselmitte gesetzt werden – zwei Wochen früher als geplant. Damit kann voraussichtlich bereits Mitte Oktober die Einkaufszone vom Westteil der Bahnhofstraße aus angesteuert und die Geschäftsmeile am Bahnhof über die Bahnhofstraße Richtung Wattenbek verlassen werden. Für entspannte Mienen bei den rund 40 Zuhörern sorgte aber auch die Ankündigung nicht, dass die Bauarbeiten Anfang Dezember abgeschlossen werden können.

Angelika Zimmermann-Holzhauser etwa bezifferte die Umsatzeinbußen ihres Sonnenstudios auf 50 Prozent. „Das geht an die Existenz, eine Mitarbeiterin mussten wir schon einsparen. Und wie ich können meine Kunden die Notwendigkeit eines Kreisels einfach nicht nachvollziehen – die Begründung mit der Zweidrittelförderung vom Land reicht nicht aus“. Wie andere Inhaber der rund 50 Geschäfte zwischen Lüttenheisch und Bahnhof kritisierte Conny Befeldt die Umleitungsbeschilderung: „Hier kommen nur noch wenige Autos vorbei. Die Wegweiser mit der Aufschrift ,Zentrum gesperrt’ vermitteln doch den Eindruck, als ob das Zentrum gar nicht mehr angefahren werden könnte“, sagte die Teegeschäft-Betreiberin.

Die Geschäftsleute drängten zudem auf eine Beschleunigung bei den Bauarbeiten. „Nachmittags um halb vier werden die Schaufeln abgestellt, es könnte doch länger und auch am Sonnabend gearbeitet werden“, schlug Apotheker Karsten Groth vor. In die gleiche Kerbe schlug Jürgen Baasch: „Wir müssen jetzt Geld in die Hand nehmen und die Bauzeit verkürzen, sonst ist der Kreisel fertig und die Geschäfte sind pleite“, forderte der Vorsitzende des Bordesholmer Handels und Gewerbevereins. Baasch kündigte außerdem eine Anzeigenkampagne an, mit der um Unterstützung der Geschäftswelt geworben werden soll.

Der Bürgermeister will die Vorschläge zu Beschilderung und Arbeitszeitverlängerung umsetzen und zudem prüfen, ob die Einbahnstraßenregelung früher aufgehoben und durch Baustellenampeln ersetzt werden kann. Ausdrücklich wies Baschke die Anlieger auf die Baubesprechungen hin, die jeden Donnerstag um 10 Uhr am Container auf dem Sparkassen-Parkplatz angesetzt sind. „Die Treffen sind wichtig, damit wir Probleme schnell lösen können“, erklärte der Verwaltungschef.

Die Bordsteinkanten der Kreisel-Insel sind schon gesetzt (großes Bild). Trotz des Baufortschritts klagten aber viele Geschäftsleute während der Infoveranstaltung (Bild rechts) über massive Umsatzeinbußen. Fotos Tietgen