Kieler Nachrichten 07.10.05

Reesdorf zahlt Landschaftswart selbst

Der Kreis löst den Naturschutzdienst in den Gemeinden auf

Bordesholm/Reesdorf – Die neue Knickpflegeverordnung durcharbeiten, auf angeleinte Hunde im Eidertal achten, ab und zu einen Altreifen aus dem Knick klauben: Der Reesdorfer Landschaftswart Klaus Östreich hat Gefallen an seinem vielseitigen Job. Als wirkungsvoll und bürgernah bewerten Gemeinde und Amtsverwaltung die ehrenamtliche Tätigkeit von Östreich und seinen Kollegen in den Bordesholmer Umlandgemeinden – im Gegensatz zum Landrat des Kreises.

Denn Wolfgang von Ancken hat mit Wirkung zum 31. Januar 2006 den so genannten Naturschutzdienst in den Gemeinden aufgelöst. Rund 25 000 Euro an Aufwandsentschädigungen kann der Kreis mit der im August getroffenen Entscheidung des Landrats jährlich sparen. Die angespannte Haushaltslage ist nach den Worten von Kreissprecher Hans-Jakob Nickels aber nicht der Grund für die Streichung: „Der Naturschutzdienst ist nicht mehr so wichtig wie früher. Die Bürger sind sensibler in Umweltdingen geworden, bei Delikten wird vermehrt der Kreis direkt von den Leuten angesprochen“, erklärte Nickels.

Die Bordesholmer Amtsverwaltung kann die Argumentation des Kreises nicht nachvollziehen. „Durch die persönliche Ansprache vor Ort werden viele Umweltdelikte schon im Keim erstickt, oftmals braucht die Verwaltung gar nicht einzugreifen“, erklärte der Amtsverwaltungschef Heinrich Lembrecht. Sein Vorschlag lautet: Die neun Mitglieder des Naturschutzdienstes im Amtsbereich sollen von den jeweiligen Gemeinden komplett selbst entlohnt werden, dafür stellt der Kreis weiterhin Ausweise für die Ehrenamtler aus.

Die Reesdorfer Gemeindevertreter haben auf ihrer Sitzung am Dienstag den Anfang gemacht und wollen die Entschädigung von Klaus Östreich zukünftig selbst finanzieren. Der 70-Jährige, der seit fast zehn Jahren die Reesdorfer Feldmark durchstreift, ist von der Notwendigkeit seines Jobs überzeugt. „Früher war der Müll ein großes Problem. Jetzt geht es eher darum, ob Pappeln abgesägt werden dürfen oder die Gülleverordnung eingehalten wird. Und im Umgang mit den Leuten braucht man jede Menge Fingerspitzengefühl“, erzählt Östreich. ti

Seit fast zehn Jahren kümmert sich Klaus Östreich ehrenamtlich um den Natur- und Umweltschutz in Reesdorf. Im Gegensatz zum Kreis hält die Amtsverwaltung die Arbeit von Östreich und seinen Kollegen für unverzichtbar. Foto Tietgen