Kieler Nachrichten 30.06.05

„Hier passt kein modernes Reitpferd“ 

Koniks sind eine der tierischen Attraktionen am Eidertal-Wanderweg 

Reesdorf – Die Stuten hören beispielsweise auf die Namen Tamila, Janett, Julia und Anastasia. Licut und Puschek heißen die Hengste: Die Rede ist von den Koniks, die seit 2001 im Eidertal zwischen Reesdorf, Schmalstede und Techelsdorf leben und neben den Auerochsen zu den tierischen Attraktionen am Eidertal-Wanderweg gehören. 

Von Frank Scheer

Konik-Pferde sind direkte Nachfahren der vor Jahrhunderten in Europa beheimateten, dann aber ausgestorbenen Tarpan-Wildpferde. Sie gelten als besonders robuste Ponys. Sieben der jetzt zehn Koniks haben die Landwirte Heinz Hinz-Reese und Jochen Kähler vor vier Jahren aus dem damals insolventen Tierpark Warder übernommen. „So konnten die Pferde in der Region bleiben“, so der 72-Jährige. Nicht ohne Stolz fügt er hinzu: „Wir waren damals die einzigen in Schleswig-Holstein, die Koniks hatten.“ Mittlerweile seien im Speicherkoog bei Meldorf und in der Geltinger Birk weitere Herden im Rahmen von speziellen Beweidungskonzepten des Naturschutzbund Deutschlands angesiedelt worden. Koniks, schwärmt Hinz-Reese, würden hervorragend zum Eidertal, das durch die Gletscher der Weichseleiszeit geformt wurde, passen: „Die Landschaft hier ist ursprünglich und wild, da passt kein modernes Reitpferd hin.“ 

Wie die Auerochsen hat Hinz-Reese die Koniks als Pflanzenfresser für Studienzwecke ins Eidertal geholt. Um frisches Blut in die zehn Tiere starke Herde hineinzubekommen, ist Hinz-Reese im Mai ins rund 1200 Kilometer entfernte masurische Rastenburg gefahren, um dort einen zweieinhalbjährigen Hengst abzuholen. „Der wurde gut integriert, muss aber vom alten Hengst getrennt sein, sonst gibt’s Streit.“ Bei 15 Tieren soll aber mit der Zucht Schluss sein. Am 1. Mai ist übrigens das letzte Fohlen geboren worden. Das Tier hat noch keinen Namen. Vorschläge für zum Eidertal passende Namen nimmt er gerne entgegen. Apropos Namen: Heinz Hinz-Reese spricht die Tiere damit auch an. „So ein bisschen unterscheiden sie sich ja, aber meistens schaue ich auf die Jahreszahl des Brandzeichens“, klärt er auf, als er sie gestern mit Leckerlis versorgt.    

 Immer mehr Gruppen nutzen die von ihm angebotenen Führungen durchs Eidertal und zu den Koniks. Die längste Route durch das 390 Hektar große Areal ist zehn Kilometer lang. Es gibt aber auch kürzere. Besondere Attraktionen sind unter anderem die „Blaue Brücke“ zwischen Grevenkrug und Techelsdorf (1865 gebaute Eisenbrücke über die Eider) und die 202 Jahre alte Eiderbrücke bei Reesdorf. Zudem können Spaziergänger, so formuliert es Hinz-Reese „die Seele baumeln lassen“. Auch Jogger, die gerne am frühen Morgen mit der Natur und sich alleine sein wollen, nutzen die Wege.


• Parkplätze sind am Auerhahn in Grevenkrug, in Reesdorf an der Bahnunterführung und in Schmalstede beim Landkrug vorhanden. Weitere Infos zur Führungen unter 

• 04322/9777, mehr auch unter w w w. b o r d e s h olm e r -la n d . d e 

Heinz Hinz-Reese ist stolz auf die Herde der Konik-Pferde im Eidertal, er kennt die Tiere auch. Spaziergänger sollten sich allerdings von den Wildpferden fern halten. Foto Scheer