Kieler Nachrichten 20.07.05

Erdgas steigt immer weiter

Unternehmen kündigen Erhöhungen an

Bordesholm/Nortorf/Neumünster – Die örtlichen Energieversorgungsunternehmen drehen kräftig an der Preisschraube für Erdgas. Den Anfang machen die Versorgungsbetriebe Bordesholm (VBB) – sie erhöhen den Preis ab dem 1. August um 11,42 Prozent auf netto 3,9 Cent pro Kilowattstunde. Ähnliche Steigerungsraten sind bei den Stadtwerken Nortorf und Neumünster geplant.

Von Sven Tietgen

Für die rund 4000 Haushalte in Bordesholm und den Umlandgemeinden ist es nicht der erste Preissprung in diesem Jahr: Seit dem 1. Januar 2005 berechnen die VBB 3,5 Cent pro Kilowattstunde, ein Jahr zuvor lag der Preis noch bei 3 Cent. Der neue Tarif ab dem 1. August 2005 bedeutet für einen Durschnittshaushalt in einem halbwegs gut gedämmten Einfamilienhaus und einem Jahresverbrauch von 25000 Kilowattstunden eine Mehrausgabe von 100 Euro jährlich – plus Mehrwehrtsteuer.

Gerd Köhn, Marketing- und Vertriebsleiter bei dem Bordesholmer Versorgungsunternehmen, sieht die Preiserhöhung als unumgänglich an. In den vergangenen Monaten mussten die VBB gleich zwei Steigerungen bei den Gaseinkaufspreisen hinnehmen, zuletzt am 1. Juli. „Wir geben nur die Netto-Erhöhung weiter, und das noch zeitversetzt um einen Monat“, erklärte Köhn. 80 Prozent der Gaslieferungen beziehen die VBB von den Kieler Stadtwerken, der Rest wird frei eingekauft. „Die Gaseinkaufspreise orientieren sich an den Kursen für Rohöl, und da gibt es kaum Unterschiede. Wir haben uns sogar schon bei dänischen Lieferanten erkundigt“, so der Marketing- und Vertriebsleiter.

Bei den Stadtwerken in Nortorf sieht man eine Preiserhöhung in der kommenden Zeit als unumgänglich an. Wie und wann der derzeitige Gaspreis von 3,5 Cent pro Kilowattstunde angehoben wird, konnte der kaufmännische Leiter Uwe Raff nicht sagen. „Das dürfte in einer vergleichbaren Größenordnung wie Bordesholm liegen, aber das entscheidet die Stadtverordnetenversammlung“, erklärte Raff.  

Spätestens zum 1. Oktober dürften nach Angaben von SWN-Geschäftsführer Bernd Michaelis die Gaspreise in Neumünster steigen. Eine Entscheidung über die Steigerungsrate für den aktuellen Kurs von 3,7 Cent pro Kilowattstunde ist noch nicht gefallen. „Im Gasbereich sind wir Händler und müssen die gestiegenen Einkaufspreise zeitversetzt an die Kunden weitergeben“, teilte Michaelis mit.  

Ein Ende der Preisschraube beim Gas ist nicht abzusehen: VBB-Mann Gerd Köhn rechnet bereits zum 1. Oktober mit der nächsten Erhöhung bei den Einkaufspreisen der Energieversorger. Brancheninterne Voraussagen, dass der derzeitige Rohölpreis von etwa 56 USDollar demnächst auf 80 Dollar steigen wird, mochte er nicht kommentieren. „Wir werden auf jeden Fall versuchen, den neuen Tarif bis Ende dieses Jahres fest zu schreiben“, betonte Köhn.

VBB-Anlagenleiter Roman Grimm kontrolliert die Reglerstation für Erdgas. Foto Tietgen