Kieler Nachrichten 25.08.05

SERIE ZUR BUNDESTAGSWAHL AM 18. SEPTEMBER – TEIL 1: VORSTELLUNG DES WAHLKREISES 4

Von Krisen- bis zu Aufbruchsstimmung

170 000 Wahlberechtigte gibt es im Wahlkreis 4 Rendsburg-Eckernförde

Rendsburg-Eckernförde – Von der Schlei bis in den Aukrug, vom Hohner See bis vor die Tore Kiels reicht der Bundestagswahlkreis 4. Das blaue Band des Nord-Ostsee-Kanals durchschneidet ein Gebiet, in dem rund 250000 Menschen wohnen und etwa 170000 Bürger über 18 Jahren zu den Urnen gehen dürfen. Der Wahlkreis ist fast identisch mit dem kommunalen Kreis Rendsburg-Eckernförde. Nur Kronshagen und Altenholz gehören nicht zum Stimmbezirk.

   Kaum eine Region im Wahlkreis ist so gebeutelt wie Rendsburg. Auf die Krise der Bauwirtschaft folgte der Stellenabbau beim Mobilfunkanbieter Mobilcom. Den größten Einschnitt hat die Region aber noch vor sich: den Totalrückzug der Bundeswehr aus Rendsburg bis zum Jahr 2011. 1870 Soldaten und zivile Mitarbeiter räumen bis dahin ihre Dienstposten in den beiden Kasernen der Stadt und in der Standortverwaltung. Die Stadt sucht Entwicklungskonzepte für rund 70 Hektar frei werdende Bundeswehrflächen. Was bleibt ist das Lufttransportgeschwader 63 im nahen Hohn mit 1500 Soldaten und zivilen Mitarbeitern. Die Transall-Transportmaschinen dort will die Bundeswehr in etwa zehn Jahren gegen moderne militärische Airbus-Flugzeuge vom Typ A-400M austauschen.  

Einwohnerrückgänge, hohe Arbeitslosigkeit, der Verlust von Arbeitsplätzen und hohe Haushaltsdefizite in der Stadtkasse prägen außerdem die Entwicklung der Stadt. Rendsburg versucht gegenzusteuern, will Kaufkraft in die Stadt holen und binden. Ein Investor baut mitten in der Innenstadt für rund 7,2 Millionen ein 5500 Quadratmeter großes Kaufhaus. Und rund um die Obereider hat Rendsburg mit den Bauarbeiten für einen neuen Stadtteil begonnen.    Aufbruchstimmung herrscht seit einem Vierteljahr im idyllischen Westensee. Im von Wäldern und hügeligen Landschaften geprägten Naturpark will die österreichische Rogner-Gruppe bis 2007 für rund 35 Millionen Euro ein Wellness-Hotel mit 300 Betten bauen.    Die 23 000 Einwohner große Stadt Eckernförde ist geprägt von ihrer Lage zwischen Hafen, Ostseestrand und Noor. Wirtschaftlich bilden Einzelhandel, Tourismus, mittelständische Betriebe und der größte Arbeitgeber, die Bundeswehr mit 3000 Dienstposten, die Schwerpunkte.

Doch gerade beim Truppenabbau musste die Stadt in den vergangenen Jahren herbe Einschnitte hinnehmen. So steht die17 Hektar große Kaserne Carlshöhe seit fast vier Jahren leer. Das Ostseebad setzt auf Tourismus. Promenaden und Kurpark wurden modernisiert, als ganzjährige Attraktion ist ein Neubau für das Ostsee-Info-Zentrum geplant. An der Hafenspitze soll kommendes Jahr ein Hotel mit 110 Zimmern und großem Wellnessbereich entstehen.    Mit 1400 Arbeitsplätzen größter privater Arbeitgeber im Kreisgebiet ist die Damp Holding. Kernstück der Unternehmensgruppe ist die Damper Reha-Klinik, die in diesem Sommer ihr 30-jähriges Bestehen feiern konnte. Drei weitere Reha-Kliniken werden in Ahrenshoop, Schönhagen und Lehmrade betrieben. Das Unternehmen verfügt heute über eine Kapazität von 1500 Reha-Betten und behandelt jährlich über 20000 Patienten, davon 11000 in Damp.

   Die 7000-Einwohner-Gemeinde-Gettorf verfügt über das jüngste Gymnasium des Landes. Die ersten Abiturienten verlassen im kommenden Jahr die Schule. Seit der Freigabe der Ortsumgehung Ende 2004 wirbt Gettorf mit dem Slogan „Ampelfrei bis Hamburg fahren“ für den Wirtschaftsstandort.    Thema Nummer Eins in der kleinsten Stadt des Kreises, Nortorf, ist seit eineinhalb Jahren die Sanierung der Innenstadt. Acht Millionen Euro werden voraussichtlich bis über das Jahr 2010 hinaus hier verbaut, zum großen Teil finanziert über das Stadtbauförderungsprogramm.

   Im Wahlkreis 4 hat die diesmal nicht mehr antretende SPD-Kandidatin Ulrike Mehl vor drei Jahren mit einem 12000-Stimmen-Vorsprung das Direktmandat gewonnen. Bei den Zweitstimmen erreichte die SPD 42,6, die CDU 37,3, die FDP 8, die Grünen 9 und die PDS 1,2 Prozent. Die Wahlbeteiligung betrug 81,7 Prozent.
   hjj/crd/bki

 

Der Wahlkreis 4 ist fast deckungsgleich mit dem Kreis Rendsburg-Eckernförde. Nur den großen Gemeinden Altenholz und Kronshagen vor den Toren Kiels gehören zum Wahlkreis der Landeshauptstadt.