Kieler Nachrichten 27.04.05

Mehr Aufmerksamkeit für die Bordesholmer Gräber

Historiker wünscht sich Gedenkstein für KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter

Bordesholm/Mühbrook – Christian Berg steht auf dem verwitterten Stein zu lesen, dazu lässt sich mit dem 15.4.1945 auch das Sterbedatum entziffern. Keine Tafel oder Information auf dem Bordesholmer Friedhof weist darauf hin, dass der Grabstein zu einem der beiden vor 60 Jahren in Mühbrook erschossenen KZ-Häftlingen gehört – sehr zum Leidwesen für den Historiker Uwe Fentsahm.

Bereits vor einem Jahr hatte der Brügger Geschichtsexperte bei der Präsentation seiner Forschungsergebnisse zu dem so genannten Häftlingsmarsch von Hamburg nach Kiel kurz vor Kriegsende eine Herrichtung des Gräberfeldes sowie Informationen für Besucher vorgeschlagen. Neben der Gemeinde Mühbrook sollten sich wie berichtet auch die Gemeinden Wattenbek sowie Bordesholm um eine Herrichtung des Grabareals bemühen – denn aus beiden Orten stammen die Zwangsarbeiter, die neben den beiden ermordeten KZ-Häftlingen beigesetzt wurden.

Die Mühbrooker hatten im vergangenen Jahr einen ersten Schritt getan: Die Gemeindevertreter regten einen überregionalen Arbeitskreis an, der Vorschläge erarbeiten sollte. Passiert ist seitdem nichts – für Bürgermeisterin Dagmar Scheel eine verständliche Reaktion. „Die Sache ist eingeschlafen, weil es niemand in die Hand genommen hat“, erklärte Frau Scheel auf KN-Nachfrage. Ihr Vorschlag, dass der Geschichtsverein oder interessierte Historiker aus der Region die Bildung einer Arbeitsgruppe anstoßen könnten, geht für Uwe Fentsahm in die falsche Richtung.

„Der Weg müsste so sein, dass die drei Gemeinden die Einsetzung eines Arbeitskreises beschließen. Dann würden Interessierte dazu stoßen und mitarbeiten“, meinte der Brügger Historiker, der sich eine Mitarbeit in einem entsprechenden Gremium gut vorstellen kann. Er verwies auf das Beispiel Wattenbek, dessen Gemeindevertretung einen Arbeitskreis für die Erstellung eines Gedenksteines für die örtlichen Zwangsarbeiter angeschoben hatte. „Das hat doch zur Zufriedenheit aller Beteiligten geklappt“, sagte Fentsahm. ti

• Die Forschungsarbeit von Uwe Fentsahm zum Marsch der KZ-Häftlinge inklusive der Übernachtungsstationen in Mühbrook sowie Großenaspe ist auch im Internet einsehbar:

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Die kleinen Grabsteine auf dem Bordesholmer Friedhof tragen nur die Namen sowie Geburts- und Todesdaten der umgekommenen Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge. Nähere Informationen zu den Gestorbenen fehlen bislang.

Foto Tietgen