Kieler Nachrichten 14.04.05

Brütende Kraniche sind sehr empfindlich 

Vogelschützer appellieren: Im Dosenmoor Hunde anleinen 

Von Sven Tietgen 

Großharrie – Wer in den vergangenen Tagen am frühen Vormittag durch das Dosenmoor gewandert ist, müsste die Trompetenstoß-artigen Vogelrufe eigentlich vernommen haben: Die Lebensäußerungen brütender Kraniche sind Kilometer weit zu hören. Derzeit nisten vier bis fünf Paare der großen Stelzenvögel im Dosenmoor – und die Vögel können sehr empfindlich auf Störungen reagieren. Bis in den Juni hinein kümmern sich die Europäischen Graukraniche um ihr aus zwei Eiern bestehendes Gelege.

Jens Poweleit von der Ortsgruppe Neumünster im Naturschutzbund Deutschland (NABU) appelliert an die Spaziergänger, während der Brutzeit auf den Wegen zu bleiben und den Hund angeleint zu lassen. „Kraniche können näher kommende Menschen weit früher sehen als umgekehrt. Bei der geringsten Störung verlassen sie das Nest, und darüber freuen sich dann die Krähen“, erklärte der Ornithologie-Beauftragte der NABU-Ortsgruppe auf KN-Nachfrage. 

Die Großvögel, die übrigens nicht mit dem Storch oder Reiher verwandt sind, haben ihre Nistplätze in dem 520 Hektar umfassenden Dosenmoor weit verteilt. Gut zu sehen sind die Tiere im nordöstlichen Teil des Areals: Gern suchen sie die Wiesen bei Groß- und Kleinharrie zur Futtersuche auf. Vor rund zehn Jahren wurden die majestätischen Flieger erstmals am Himmel über dem Dosenmoor gesichtet. Machten die ersten Kraniche dort vermutlich nur Station auf ihrer Durchreise nach Norden oder Süden, hat Grus grus – so die lateinische Bezeichnung für den Graukranich – das Gebiet zwischen Bordesholm und Neumünster seit wenigen Jahren als Heimstätte zur Aufzucht der Jungen angenommen. Für Jens Poweleit geht die Nistplatzwahl nicht nur auf das Konto der Renaturierung des Dosenmoores: „Das hat auch mit dem wachsenden Bestand der Kraniche in den ostdeutschen Gebieten zu tun. Der Populationsdruck lässt die Vögel nach neuen Brutplätzen suchen – und so suchen sich neben dem Dosenmoor auch weitere Gebiete in Schleswig-Holstein zum Nisten aus“, so der Neumünsteraner. 

 

Der Kranich hat sich das Dosenmoor inzwischen als Lebensraum erobert. Vogelschützer glauben, dass er aus dem Osten hierher ausgewichen ist. 

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