Kieler Nachrichten 15.09.04

„Meist bekommen die Jüngeren keinen Sitzplatz“

Wattenbek/Bordesholm – Denise hat auf der Morgentour von Wattenbek zu ihrer Neumünsteraner Schule fast immer Glück. „Meistens kriege ich einen Sitzplatz“, erzählte die 15-jährige Schülerin gestern morgen beim Einsteigen in den Schulbus.

Stefan (10) dagegen gehört zu den Pennälern, die oft mit einem Stehplatz im Reisebus vorlieb nehmen müssen. „Festhalten ist schwierig, an die Haltestangen oben komme ich nicht heran“, meinte der Fünftklässler der Gesamtschule Brachenfeld.

Stefan ist kein Einzelfall: Nach den Erfahrungen der Wattenbeker Schulelternbeiratsvorsitzenden Heimke Siemen-Thiesfeld stehen vor allem morgens in den beiden von Wattenbek und Bordesholm fahrenden Schulbussen so viele Jungen und Mädchen, dass mit ihnen problemlos ein dritter Bus gefüllt werden könnte. „Meistens sind es ja die jüngeren Schüler, die keinen Sitzplatz abbekommen. Diesen Zustand kennen wir schon seit Jahren“, sagte die Bisseerin. Das Thema war jetzt beim Besuch der Landesministerin Anna Lüthges im Jugendtreff angesprochen worden. Dabei hatte die 13-jährige Lisa Rahf zu hoch angesetzte Haltegriffe in überfüllten Schulbussen kritisiert – und die bündnisgrüne Politikerin versprochen, sich darum zu kümmern.

Der Kreis Rendsburg-Eckernförde, der für die Schülerbeförderung in die weiterführenden Schulen zuständig ist, hat nach Angaben der zuständigen Mitarbeiter allerdings wenig Einfluss auf die Fahrten von und nach Neumünster. „Der Kreis kauft für die Schüler die Tickets bei der Busgesellschaft, mit der wir einen Vertrag haben. Ähnlich verfahren wir bei der Schülerbeförderung mit der Bahn – und da können wir auch nichts machen, denn die Konzessionen vergibt das Land“, hieß es aus der Rendsburger Kreisverwaltung.

Zudem gebe es, so die Auskunft des Kreises wie der Autokraft, die die Strecke nach Neumünster bedient, keinen Rechtsanspruch auf einen Sitzplatz. Joachim Schaper als stellvertretender Betriebsleiter des Kieler Busunternehmens wies darauf hin, dass für die Sicherheit der Schüler gesorgt ist. „Bei den Reisebussen können sich die Kinder an den Knäufen der Rückenlehnen gut festhalten. Außerdem darf der Fahrer bei stehenden Gästen im Reisewagen höchstens 60 Stundenkilometer fahren“, erklärte Schaper. ti

Wattenbeker und Bordesholmer Schüler oder Eltern können sich bei Problemen mit der Schülerbeförderung unter
• 0431/ 6662222 an die Autokraft wenden

oder die Gemeindeverwaltung in Bordesholm unter

• 04322/ 695-0 informieren.  

Morgens um sieben Uhr drängen sich die Schüler an der Haltestelle Schulstraße in den Bus – und hoffen, einen Sitzplatz zu ergattern. Foto Tietgen