Kieler Nachrichten 04.09.04

„Integrationsarbeit geht den Bach runter“

Bordesholmer Protest in Gettorf nützte nichts: Kreissozialausschuss strich am Donnerstagabend Zuschüsse

 

Bordesholm/Gettorf – Die Lebenshilfe-Vereine Bordesholm-Nortorf, Eckernförde, Rendsburg, Hohenwestedt sowie Altenholz müssen in diesem Jahr ohne Zuschüsse vom Kreis Rendsburg-Eckernförde auskommen. 

Von Sven Tietgen 

Der Kreisausschuss für Soziales und Gesundheit entschied während seiner Sitzung am Donnerstag in Gettorf mit acht Ja-Stimmen bei drei Enthaltungen, die Zuwendungen die Behinderten-Einrichtungen für 2004 zu streichen. Susanne Clausen, die als Vorsitzende der Lebenshilfe Bordesholm-Nortorf die Sitzung mit einem Dutzend Mitstreitern verfolgte, reagierte entsetzt: „Damit geht unsere Freizeit- und Integrationsarbeit völlig den Bach runter“, erklärte sie gegenüber den KN.

Der Kreisausschuss, der noch im vergangenen Jahr die fünf Lebenshilfe-Einrichtungen mit rund 40 000 Euro unterstützte, begründete sein Votum nicht nur mit der angespannten Haushaltslage im Kreis. Das Gremium hatte nach Angaben von Max-Detlef Schröder, der als Leiter des Kreisamtes für Soziales die Verwaltung im Ausschuss vertrat, vor allem nach der Gesetzeslage entschieden. „Die Zuschüsse für diejenigen Behinderten, die zu Hause wohnen und in betreuten Werkstätten arbeiten, sind freiwillige Leistungen. Laut Sozialgesetzbuch hat dieser Personenkreis genügend Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“, erläuterte Schröder gegenüber den KN. Für Susanne Clausen ist dieses Argument nicht stichhaltig. „Damit verkennt man, dass gehandicapte Menschen in den Werkstätten fast komplett unter sich bleiben“, meinte die Bordesholmerin. 

Zwar erhalten die fünf Lebenshilfe-Vereine im Kreis aus Haushaltsüberschüssen zusammen noch 4000 Euro, aber für die Aufrechterhaltung der zahlreichen Freizeit- und Sportangebote zwischen Flintbek und Nortorf reicht es bei weitem nicht. „Bis jetzt arbeiten wir mit einer hauptamtlichen Mitarbeiterin und einer Honorarkraft. In der bisherigen Form werden wir unsere Angebote nicht halten können“, so die Lebenshilfe-Vorsitzende.  Zudem ärgert sie sich, dass die Entscheidung des Kreises so spät gefallen ist: „Die Haushaltslage ist ja nicht erst seit gestern so schlecht“, schimpfte Susanne Clausen. Auf rund 16000 Euro schätzt sie den Fehlbedarf für dieses Jahr, der durch Vorfinanzierungen entstanden ist. Die Lebenshilfe hofft, dass die finanziellen Löcher durch die Kommune gestopft werden. Entsprechende Anträge sollen jetzt gestellt werden.

Mitglieder des Vereins Lebenshilfe für Behinderte Bordesholm-Nortorf protestierten am Donnerstag im Gettorfer Rathaus – ihr Einsatz war aber vergeblich, die Zuschüsse wurden vom Ausschuss gestrichen. Foto bki