Kieler Nachrichten 26.10.04

Schullandheim in Wyk auf Föhr droht der Leerstand  

Viele Schulen aus dem Kreisgebiet haben bereits andere Ziele fest gebucht  

Rendsburg – Obwohl der Kreis jetzt mit zwei Interessenten übers Schullandheim in Wyk auf Föhr verhandelt, droht die Zeitfalle: Viele Schulen haben für 2005 andere Ziele gebucht.

Vergangenen Donnerstag steuerte Kreis-Hauptamtschef Dieter Kurbjuhn nebst Kollegin Flensburg an. Ziel: die Arbeitsgemeinschaft Deutsches Schleswig (ADS), Trägerin von sechs Schullandheimen. Landrat Wolfgang von Ancken hatte den potentiellen Interessenten ausgemacht und den Kontakt höchstselbst eingefädelt. ADS-Hauptgeschäftsführer Ernst-Peter Rodewald signalisierte eine Entscheidung binnen zweier Wochen. Er habe angesichts der fortgeschrittenen Zeit aber „große Skepsis“, dass das Haus auf der Insel zu 2005 noch „einigermaßen belegt“ werden könne. Ein Defizit drohe. Das lehne die ADS ab. Ein Minus müsse „vom Kreis ausgeglichen werden“.

Politiker und Landrat hatten die Zeitfalle Anfang des Jahres aufgestellt. Das Schullandheim sollte für gut 4 Millionen einem Hotel-Investor verkauft werden und 2005 keine Klassen mehr aufnehmen. Kreis-Schulamtsleiter Hans-Werner Toop: „Man ist davon ausgegangen, dass es dieses Jahr einen Eigentümerwechsel geben wird.“ Die Hoffnung hat sich zerschlagen, also sucht der Kreis seit Wochen nach einem neuen Träger, der das Haus bis zum Verkauf vor Leerstand und Verfall bewahren und für Belegung bis zu einem Verkauf sorgen soll. „Jeder Tag, der ins Land geht, ist nicht geeignet, dass die Belegungszahl größer werden kann“, beschreibt Toop den Zeitdruck. Denn bisher haben sich Schulen im Frühling fürs jeweils kommende Jahr eingebucht.

So sagt Wattenbeks Grundschulrektorin Liberté Büssow: „Wenn sich da nicht schnell was tut, dann ist die Auslastung für 2005 gestorben.“ Ihre Klassen haben sich schon Ausweichquartiere gesucht und können das nicht mehr stornieren, sagt die Pädagogin. Nach einer ihr vorliegenden Übersicht hatten schon Ende August kreisweit 13 Schulen Alternativen zu Wyk fest gebucht. 21 hätten sich damals noch für die Insel entscheiden können. „Heute“, sagt sie, „sind es sicher weniger“. Vor den Herbstferien „hätten wir es wissen müssen“, ob Wyk 2005 buchbar ist, meint die Rektorin. „Es wird Zeit, dass die in die Puschen kommen“, sagt auch ihr Kollege von der Kronshagener Brüder-Grimm-Grundschule, Heiner Tödt. Zwei vierte Klassen, die zu Mai Amrum gebucht haben, könnten noch wechseln. Doch er sagt: „Je später wir absagen, desto schwerer wird es andere zu finden“, die dann nach Amrum fahren.

Möglicherweise naht Rettung: Nachdem das Jugendherbergswerk Nordmark zunächst abgewunken hat, wäre es jetzt „grundsätzlich bereit“ zur Übernahme, weil der Kreis eine Nutzung von „drei bis fünf Jahren“ in Aussicht gestellt habe, sagt Geschäftsführer Reinhard Schimnick. Nebenan sei ohnehin eine Jugendherberge und beide Häuser könnten als ein Betrieb geführt werden. Schimnick drängt zur Entscheidung spätestens Mitte November: „Jede Woche ist eine verlorene Woche.“ Auch sein Verband wolle kein Defizit übernehmen. hjj