Kieler Nachrichten 22.07.04

In Wyk fürchtet man den Verfall des Schullandheims


Rendsburg – Die Kreistags-SPD will mit verstärktem Druck erreichen, dass das Schullandheim in Wyk auf Föhr nicht zum Jahresende schließt. Gleichzeitig sucht sie nach neuen Argumenten für einen Erhalt. Der Kreis plant den Verkauf und will mit dem Geld seinen Haushalt verbessern.
 Unterdessen hat der stellvertretende SPD-Fraktionschef Gerhard Gehringer gestern einen Teilverkauf des gut 24000 Quadratmeter großen Geländes ins Gespräch gebracht. Wenn der Kreis eine etwa 10000 Quadratmeter große Fläche anbiete, könne er rund 1,5 Millionen Euro erlösen, meint der Osterrönfelder. Als möglicher Interessent könne ein benachbartes Kurheim infrage kommen. Weiter könne ein Förderverein Sponsoren für das Schullandheim mit seinen 155 Betten anwerben. Das und neue Angebote des Heimes könnten dazu beitragen, dass das Schullandheim Überschüsse erwirtschafte, meint Gehringer.
 Wie berichtet will sich der Kreis vom Heim trennen und bietet das Schullandheim Hotel-Betreibern über einen Makler für 4,3 Millionen Euro an. Das Haus soll Ende des Jahres schließen, die Angestellten haben die Kündigung.
 Diese kurzfristige Schließung ruft die Stadt Wyk auf den Plan. „Unter Kommunen“ sei das ein „unfreundlicher Akt“, schimpft der stellvertretende Bürgermeister Paul Raffelhüschen. Denn das bedeute einen langen Leerstand. Das Haus „wird mit Sicherheit verfallen“ – kein schöner Anblick für die Insel-Gäste.
 Erst wenn ein Käufer und Betreiber feststehe, werde Wyk seinen Teil der Planungsarbeit für das Hotelprojekt anpacken. Und dann gingen voraussichtlich zwei Jahre ins Land. Vor einem Verkauf und der Zusage eines Hoteliers, sagt Raffelhüschen, „werden wir nichts in die Wege leiten. Es wird keine Blanko-Planung geben.“ Ohnehin rechnet er nicht mit einem schnellen Verkauf. Seit sechs Jahren suche die Stadt vergeblich nach einem Hotel-Investor für ein Grundstück an der Strandpromenade gleich neben dem Wellenbad in 1a-Lage. Bevor der Kreis für seine 150 Meter vom Strand entlegene Immobilie kurzfristig einen Käufer findet, „müsste schon ein Urknall passieren“.
 Die Kreistags-SPD ist indes daran interessiert, dass der Wyker Bürgermeister oder sein Stellvertreter diese Sicht in einer Hauptausschusssitzung am 12. August vortragen. Dort wollen die Sozialdemokraten den aus ihrer Sicht sinnlosen Leerstand des Hauses für mindestens zwei Jahre verhindern. „Wir sind interessiert darzulegen, wie die Situation ist“, sagt Gehringer. Der Kreis dürfe das Gebäude „nicht dem Verfall preisgeben“.
 Kreis-Sprecher Hans-Jakob Nickels formuliert indes für das Landratsamt: „Wir beabsichtigen nicht, den Bürgermeister zur Sitzung einzuladen.“ – „Dann werden wir ihn persönlich einladen“, kontert Gehringer. hjj