Die Volksbefragung im November 1933
Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt schien den Nationalsozialisten Recht zu geben. Zum Zeitpunkt der Machtübertragung Ende Januar gab es mehr als 6 Millionen Arbeitslose. Ende November 1933 war diese Zahl auf 3,7 Millionen gesunken. Die volkswirtschaftliche Problematik der umfangreichen staatlichen Bauaufträge und deren fragwürdige Finanzierung interessierten dabei nur wenige Zeitgenossen. In Brüggerholz war es das Kieswerk der Kieler Baufirma Habermann & Guckes, das von dieser Entwicklung profitierte. Im Jahre 1931 war dieser Betrieb noch mehrfach vorübergehend stillgelegt worden, jetzt konnte man „infolge vermehrter Aufträge Neueinstellungen von Arbeitskräften vornehmen”. Die Belegschaft war auf 105 Mann angewachsen und die Arbeit war zumindest bis zum nächsten Frühjahr gesichert. [1] Davon haben auch viele Wattenbeker profitiert. Anfang Oktober des Jahres 1933 wurde aus Anlass des Erntedankfestes in Wattenbek „ein blumen- und früchtegeschmückter Festzug“ veranstaltet. Die Einwohnerschaft der Gemeinde marschierte am 3.Oktober nachmittags zum Bordesholmer Bahnhof und zurück: „Voran schritt die Musikkapelle, dann kam die Fahne mit SA., SS., DM. und Stahlhelm. Ein Pflug, eine Säemaschine und ein Erntewagen mit Schnittern und fröhlichen Schnitterinnen versinnbildlichten die Zeit der Aussaat und der Ernte. Die Feuerwehr als Beschützerin des heimatlichen Herdes fehlte nicht in dem Gefolge. Kinder, groß und klein, gaben dem Zug besonders zahlreich das Geleite.“ [2] Erntedankfestzug in Wattenbek (genaues Datum dieses Festumzuges nicht bekannt) Die scheinbar positive wirtschaftliche Gesamtentwicklung bildete eine günstige Voraussetzung für den Reichskanzler Adolf Hitler und seine Regierung, um am 12.November 1933 von der deutschen Bevölkerung einen eindeutigen Vertrauensbeweis zu erhalten. Dieser sollte in zweifacher Form erfolgen: Es fanden „Neuwahlen” zum Reichstag statt und gleichzeitig wurde eine Volksabstimmung durchgeführt. Bei den „Wahlen” gab es allerdings nur noch die Möglichkeit, die „Liste des Führers” anzukreuzen. In Wattenbek taten dies 340 von 378 Wahlberechtigten. 26 Wähler waren nicht mit dieser Einheitsliste einverstanden, ihre Stimmen wurden als ungültig gezählt. 12 Wahlberechtigte hatten auf ihre Stimmabgabe verzichtet. Die Wahlbeteiligung lag somit bei 96,8% und 92,9% der abgegebenen Stimmen waren auf die „Führerliste“ entfallen. Der Volksabstimmung lag folgende Fragestellung zugrunde: „Billigst du, deutscher Mann, und du, deutsche Frau, diese Politik deiner Reichsregierung und bist du bereit, sie als den Ausdruck deiner eigenen Auffassung und deines eigenen Willens zu erklären und dich feierlich zu ihr zu bekennen?” Von den Wattenbeker Wählern antworteten 337 mit „JA” und 17 mit „NEIN”. [3] Sehr viel eindeutiger hätte der geforderte Vertrauensbeweis kaum ausfallen können. |