Zwangsarbeit in einem Kieswerk 1939 – 1945
(am Beispiel der Baufirma Habermann & Guckes)
6. Die Arbeit im Kieswerk in Brüggerholz (2)
Stanislaw Jesionek schrieb in seinem ersten Brief: „Nach dem Einquartieren und den damit verbundenen Formalitäten hat man uns am nächsten Tag zur Arbeit gefahren. Der Transport erfolgte immer mit der [Schmalspur-]Bahn, mehrere offene Waggons mit Sitzbänken. Das Ganze zog eine Dampflok. Mitten in der Fahrt zum Kiesabbau sind wir angehalten worden, weil sich dort ein Büro, eine Werkstatt und das [eigentliche] Kieswerk befanden. Aus dem Büro kam Bauführer Torke und fragte, wer der Dreher sei? Aussteigen! Also bin ich ausgestiegen. Dann fragte er: Wer ist Schlosser? Aussteigen! Das waren zwei – Wladek Pakulski und Edek Kepski. Der Bauführer hat sie angeguckt, und der Kepski sollte wieder einsteigen. Der Zug fuhr weiter Richtung Kiesgruben. Wir beiden wurden in die Werkstatt geführt, und so hat meine fünfjährige Arbeit im Kieswerk angefangen. Ich muss aber zugeben, dass ich einen viel besseren Job gehabt habe als meine Kollegen mit den Spaten.“[6-4]
Schmalspurbahn mit offenem Personenwaggon |
Woran Jesionek u. a. gemessen hat, dass er als Dreher einen „besseren Job“ erhalten hatte als die meisten anderen seiner Kollegen, teilte er als Antwort auf den Fragebogen mit: „Ich habe als Dreher in der Schlosserei gearbeitet, acht Stunden täglich – in der Winterzeit. Im Sommer waren es zehn Stunden täglich. Wir haben alle drei Monate Gehalt bekommen. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie viel es war. Ich weiß nur noch, dass mein Gehalt viel weniger war als das der deutschen Mitarbeiter. Aber ich habe mehr bekommen als meine polnischen Kollegen, die draußen gearbeitet haben.“ Über die damals üblichen Arbeitszeiten berichtete Jesionek außerdem: „Ich habe die Eisenwaggons repariert, und bei Bedarf habe ich auch an Sonntagen gearbeitet, meistens sechs Stunden.“[6-5]
Jesionek in der Werkstatt im Kieswerk in Brüggerholz |
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[6-4] Brief vom 9.3.1994.
[6-5] Beide Zitate aus dem Brief vom 13.6.1994.