Vorwort zur Ausstellung und Broschüre "Wattenbek - damals und heute" (Herbst 2006)

Orte verändern sich, Wattenbek macht da keine Ausnahme. Das über Jahrhunderte beschauliche Bauerndorf entwickelte sich seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts mehr und mehr zu einem Industrie- und Gewerbeort.

Nicht immer bemerkt man den Wandel sofort. Die Betriebsamkeit des Tages verschließt einem davor die Augen. Man muss schon einmal  innehalten und die Sinne schärfen, um dann je nach Temperament wehmütig oder begeistert zu erkennen, dass die Zeit stetig und unerbittlich an der Gestalt und dem Charakter des Ortes gearbeitet hat.

Solch ein Innehalten soll diese Broschüre bewirken, die in Verbindung mit einer Ausstellung in der Bordesholmer Heimatstube unser Dorf Wattenbek damals und heute vorstellen soll.

Alte und neue Fotos, zur Verfügung gestellt von Wattenbeker Bürgern oder aus Archiven ans Licht geholt, sollen die Dorfentwicklung von den Anfängen der Fotografie bis in die Gegenwart dokumentieren und vor dem Vergessen bewahren.

Schon jetzt macht es Mühe, manch altes Bild zu deuten. Noch vor nicht allzu langer Zeit war die Dorfstraße ein Schlagloch übersäter Sandweg, im Blumenviertel weideten Ponys und im Neubaugebiet auf dem Saalskamp loderten noch vor wenigen Jahren die Osterfeuer. Und seit wann gibt es elektrisches Licht in Wattenbek?

An das Lager für „Fremdarbeiter“, der Volksmund sprach später vom Serbenlager, erinnert heute nur noch ein Gedenkstein. Alte bedeutende Betriebe, wie die Brillenfabrik, gibt es nicht mehr. Die Gebäude, solide und ortsprägend, konnten als „Residenz Ahorn“ einer neuen Verwendung zugeführt werden.

Wattenbek, verkehrsgünstig gelegen zwischen Neumünster und Kiel, ist Wohnplatz für viele geworden. In den letzten 125 Jahren hat sich die Einwohnerzahl verzehnfacht, wobei der größte Zuwachs in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg fällt. Und mehr als nur eine Nebenwirkung waren die damit einhergehenden Folgen für die gemeindliche Selbstverwaltung. Neben der alten Dorfschaft griffen die Neubürger immer stärker in die Geschicke des Gemeinwesens ein. „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen“. Schillers Worte drücken sowohl Melancholie als auch Zuversicht aus.

Die Freiwillige Feuerwehr wird in diesem Jahr 100 Jahre alt, die Schule, feiert ihr 50-jähriges Jubiläum, das Gemeindewappen gibt es seit 25, die Flagge seit 20 Jahren und die gemeinsame Grenze mit Bordesholm besteht seit 100 Jahren. Da lag der Gedanke nicht fern, eine Bestandsaufnahme des Ortes in Form einer Ausstellung und der vorliegenden Broschüre zum Thema „Wattenbek damals und heute“ vorzustellen.

Es war nicht die Absicht der Arbeitsgruppe, eine neue Chronik, neben der von Jakob Hinrichs im Jahr 1991 herausgegebenen, zu erstellen. Aber neue und auch alte Themen können als ein selbstständiges, abgerundetes Bild diese Chronik ergänzen.  

Uwe Bräse                                                                 Volker Heidemann

Reiner Heyse                                                             Monika Lentfer

Volker Weber                                                             Reinhard Zolldan